Das Haus Zamis 66: Das Haus der schwarzen Tränen, Michael M. Thurner & Logan Dee (Buch)

Das Haus Zamis 66
Das Haus der schwarzen Tränen
Michael M. Thurner & Logan Dee
Titelbild: Mark Freier
Zaubermond, 2022, Taschenbuch, 204 Seiten, 14,95 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Im ersten Teilroman berichtet uns Michael M. Thurner von einer jungen Dämonin. Ihr Vater hat sie einer süditalienischen Menschenfamilie zur Pflege geben, das dämonische Baby wächst in einer behüteten Umgebung heran - das ist natürlich aber so gar nichts für die sich regenden, sich entwickelnden dämonischen Triebe. Als sie dann noch einem Pater zur Erziehung überlassen wird, könnte ihr Schicksal schlimm aussehen - wenn selbiger Pater nicht gar unchristlich zugange wäre.
Zusammen mit einem Hermaphroditen, mit dem sie sich verbündet, wird sie den unkeuschen Gottesmann los und startet eine Tour quer durch Europa. An den Fürstenhöfen lebt sie ihre Triebe aus, bis ihr eine Falle gestellt wird - ausgerechnet Asmodi, Anführer der Dämonen, ist ihr auf der Spur.

Die Zamis - sie sind nicht mehr. Jahrhunderte lang dominierte die altehrwürdige Familie Wien, ja fast ganz Europa. Beinnahe ein jeder in der Schwarzen Familie beugte ihr oder sein Haupt vor den Anführern aus Wien - nun sind die letzten des Wiener Geschlechts in ihrer eigenen Villa verbrannt. Und schuldig ist ihre eigene Tochter, Coco Zamis. Sie zündete das Anwesen an - auch wenn sie steif und fest behauptet, dabei unter der geistigen Beeinflussung von Monsignore Tatkammer gestanden zu haben.
Das Hohe Gremium hat ihr diverse Aufgaben gestellt, an denen sie bislang gescheitert ist. Nun nutzt das Hohe Gremium ausgerechnet Asmodi, um Coco vielleicht doch noch auf Reihe zu bekommen. Sie wird in das Haus der schwarzen Tränen geschickt - einem Ort, an dem sie bereist einmal war, ein Haus, in dem renitente Mitglieder der Dämonen-Familie gerichtet, im Sinne von „zu echten Dämonen erzogen werden“. Einem Haus, in dem sie auf eine alte Freundin stößt.


Wieder warten zwei ganz unterschiedliche Romane auf uns. Thurner, dessen Beiträge zur Zamis-Chronik mir immer besonders gefallen, berichtet uns aus dem 16. Jahrhundert vom Heranwachsen einer Dämonin. Das hat auf den ersten Blick recht wenig mit der aktuellen Handlung, ja mit dem Kosmos des Dämonenkillers zu tun, liest sich aber - vielleicht gar, weil er den Serienkosmos verlässt - wunderbar stimmig und flüssig. Natürlich kennen wir die Motive, die er uns kredenzt, erfindet er das Rad nicht neu. Doch die Handlung als solche ist interessant und kurzweilig aufgezogen.

Logan Dee betreibt dagegen Hintergrund-Arbeit. Er berichtet uns aus der Jugend Cocos, von einer Freundin, gemeinsamen Unternehmungen und harmlosen, kindlichen Spielen - wie passt das zur Tatsache, dass beide Dämonenabkömmlinge sind? In der Folge kommen sie ins Haus der schwarzen Tränen, wobei wir hier aus der Vergangenheit nichts erfahren. Erst durch den erneuten Besuch Cocos im Haus lernen wir dieses kennen, beobachten mit, wie Coco umerzogen werden soll, was letztlich auf Erniedrigung hinausläuft. Dass dann ihr Bruder Georg und der Guardian ihr zu Hilfe eilen, verbindet die beiden Geschwister wieder miteinander.

Es darf erwartet werden, dass Beide, mit Unterstützung des Guardians und des Hohen Gremiums, im nächsten Band Wien wieder heimsuchen und den Kampf dort aufnehmen werden.