Terry Pratchett: Der zerstreute Zeitreisende (Buch)

Terry Pratchett
Der zerstreute Zeitreisende
(The Time-travelling Caveman, 20209
Übersetzung: Andreas Brandhorst
Titelbild und Innenillustrationen: Mark Beech
Piper, 2022, Hardcover. 332 Seiten 18,00 EUR

Rezension von Gunther Barnewald

Der vorliegende Band enthält 18 Kurzgeschichten aus Terry Pratchetts frühester Schaffensperiode, die wohl (laut Klappentext) alle erstmalig in deutscher Sprache erscheinen.

Neben den wunderbar entspannt-humorvollen Geschichten glänzen vor allem die vielen Innenillustrationen von Mark Beech, der einen knuffig-knuddeligen Zeichenstil hat und den lässigen Storys Pratchetts genau das richtige Leseambiente verleiht. So weiß man als Leser gar nicht, ob man sich mehr über die verrückten Erzählungen des Autors amüsieren soll, oder über die herrlich kruden Zeichnungen, von denen das Buch nur so wimmelt. Insgesamt also ein Gesamtkunstwerk, das auch Leser, die ansonsten keine Fans von Pratchett sind, begeistern dürfte.

 

In den Geschichten geht es für Pratchett gewohnt unkonventionell zu. Keiner erledigt den Job so, wie es das hehre Klischee verlangt, alle stümpern durch die Gegend, dass es eine wahre Freude ist.

Egal ob Kinder noch vor Neil Armstrong den Mond in einem alten Auto besuchen, ein Erfinder in einem langsamen Raumschiff gemütlich zum Mars tuckert oder ein Zauberer einem abgewrackten Fußballteam zum Sieg verhilft, immer triumphieren die vermeintlich Schwächeren oder die Spinner.


Genau dies macht die Geschichten des Briten so sympathisch! Hier findet auch ein Uralt-Computer noch den Sinn des Lebens und seine Bestimmung, während ein Höhlenmensch durch viele lange Schlafperioden inzwischen in unserer Zeit angekommen ist und hier dann für (allerdings britisch-distinguierte) Aufmerksamkeit sorgt (da er überdies sehr höflich und gut erzogen agiert).

Die Geschichte „Mr Trapcheese und seine Arche“ erinnert sogar an eine Geschichte des US-amerikanischen SF-Autors Jack Vance mit gleichem Inhalt (von Vance aber deutlich grimmiger und vermeintlich ernsthafter erzählt, bei nahezu gleichem Inhalt!), die allerdings bereits 1965 entstand (sie heißt „Alfred´s Ark“), also zu jener Zeit, in der wohl auch die vorliegenden Geschichten von Pratchett entstanden. Ob hier einer der Autoren abgeschrieben hat? Oder hatten nur beide zur gleichen Zeit fast die gleiche Idee?

Egal ob als Geschenk oder für den Eigenbedarf, „Der zerstreute Zeitreisende“ ist die Anschaffung einfach (oder auch mehrfach) wert! Vielleicht kann man sogar ein Exemplar behalten, während man andere verschenkt, denn die charmanten Illustrationen von Mark Beech sind einfach eine Wucht. Wer die Bücher von Walter Moers mag, der wird auch hier fündig!