Nicole Siemer: Es frisst (Buch)

Nicole Siemer
Es frisst
2022, Paperback, 296 Seiten, 12,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Die 1991 in Papenburg geborene Nicole Siemer lebt auch heute noch im Emsland, wenn auch in Lingen. 2017 schloss sie ihr Fernstudium an der Schule des Schreibens ab und verfasst seither Romane mit phantastischem Einschlag - die aber auch eine philosophische Seite haben können, wie sie in ihrem neuesten Werk „Es frisst“ beweist.


Eigentlich führen Inka und Peter eine glückliche Ehe und ziehen ihren Sohn Elian gemeinsam und mit viel Freude auf. Dann, eines Tages, stürzt sich der Mann aus heiterem Himmel in den Tod. Inka bleibt schockiert zurück und fragt sich, was der Grund dafür sein könnte, denn sie gibt sich dich Schuld dafür. Doch schon bald wecken ihre Recherchen einen anderen Verdacht. Kann es sein, dass es eine übernatürliche Kraft, ein Dämon auf sie abgesehen hat? Wie sonst lassen sich die Visionen erklären, in denen der vor vielen Jahren durch Suizid verstorbener Onkel immer wieder auftaucht?

 

Man mag zunächst an einen ganz normalen Krimi denken, aber die Polizei spielt in dieser Geschichte keine Rolle, ist der Selbstmord doch zu eindeutig. Stattdessen steht die Witwe des Verstorbenen im Mittelpunkt.

Inka braucht eine Weile, um den Schock zu überwinden, dann aber ergreift sie die Initiative, will sich nicht von irgendwelchen Schuldgefühlen übermannen lassen. Und tatsächlich führen sie die Recherchen immer mehr in einem Sumpf aus unheimlichen Begegnungen; das Grauen nimmt seinen Lauf.

Die Autorin schafft es geschickt, in eine scheinbar idyllische Welt das Übernatürliche einbrechen zu lassen und streut geschickt Hinweise. Aber es gibt auch viele falsche Fährten, die von der eigentlichen Lösung ablenken.

Auch wenn man im Mittelteil gelegentlich das Gefühl hat, dass die Handlung den Faden verliert, so bleibt die Autorin doch immer ihrem Ziel treu und löst das ganze Dilemma am Ende angemessen auf. Die Figuren sind ausreichend charakterisiert, um eine Bindung zu ihnen aufzubauen, der Horror schleicht sich angenehm langsam und vor allem dezent beschrieben ein. Aber einige Bilder reichen schon aus, um zartbesaitete Leser schaudern zu lassen.

„Es frisst“ ist ein gelungen aufgebauter Horror-Thriller, der durchweg spannend ist und gerade zum Ende angenehm zu überraschen weiß. Auch der Abschluss ist für die Geschichte mehr als passend.