David Falk: Die letzte Bastion - Athanor 3 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 05. Juni 2022 09:32

David Falk
Die letzte Bastion
Athanor 3
Titelbild: Timo Kümmel
Atlantis, 2020, Hardcover, 370 Seiten, 24,90 EUR
Rezension von Irene Salzmann
Nachdem „Der letzte Krieger“ auf dem Kontinent Theroia verhindern konnte, dass die anderen Völker, wie zuvor die Menschen, ausgelöscht wurden (Band 1), segelt er nach Dion, wo er zu seiner großen Überraschung auf Menschen trifft, die offenbar von dem besiegt geglaubten Übel bedroht werden. Als „Der letzte König“ organisiert er die Verteidigung und schafft es tatsächlich, viele Dionier zu retten und Elanyas Tod zu rächen (Band 2).
Jedoch ist Dion verwüstet und kann die Bevölkerung kaum noch ernähren. Mit den wenigen verfügbaren Schiffen brechen die Auswanderungswilligen auf, hoffend, auf der anderen Seite des Meeres eine neue Heimat zu finden. Athanor fliegt voraus auf dem Rücken von Akkamas, dem ehemaligen Ersten Krieger Katnas, der sich als den Menschen wohlgesonnener Drache entpuppt hat. Sie alle und auch die Bewohner Theroias werden Zeuge, wie sich die Riesen, die einst die Welt beherrschten und so gefährlich waren, dass sie von den Göttern vernichtet wurden, aus den Ozeanen und Gebirgen erheben. Als auferstandene Tote sind sie nahezu unbezwingbar und zerstören alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Anvalon ist vorerst „Die letzte Bastion“, wohin sich die Verteidiger zurückziehen (Band 3).
In der Kurzgeschichte „In der Arena“, die drei Jahre vor dem verhängnisvollen Krieg angesiedelt ist, in der die Menschen Theroias von den Drachen getötet wurden, lässt sich Athanor auf einen Zweikampf mit einem beliebten Gladiator ein und erlebt eine Überraschung.
Man lernt einen arroganten, egoistischen Prinzen kennen, der nach Macht strebt, vor lauter Dünkel alle Warnungen missachtet und sich wenig um das Schicksal anderer schert. Die Leserschaft soll ihn gar nicht sympathisch finden und durch den Vergleich zwischen dem jungen und dem reiferen Athanor erkennen, wie die Geschehnisse ihn gezeichnet und seine Einstellung verändert haben.
Der dritte Teil der Tetralogie ist der kürzeste mit gerade 300 Seiten und kommt nur durch die Story und den Anhang doch noch auf 366 Seiten; das sind rund 100 beziehungsweise 150 Seiten weniger gegenüber den beiden anderen Büchern - bei gleichem Preis, was schon ein wenig enttäuscht.
Auch die Handlung lässt den Leser etwas verwirrt zurück, da sie einen nicht erwarteten gigantomanischen Verlauf einschlägt. Haben die Protagonisten zuvor schon gegen magische, aber immer noch greifbare Feinde gekämpft (Untote, Chimären, Nekromanten, Drachen), die man mit der richtigen Strategie besiegen konnte, sehen sie sich nun Wesen eines vergangenen Zeitalters gegenüber, die praktisch nur von ähnlichen Urgewalten, die sich vor Äonen zurückgezogen haben, besiegt werden können. Die Schlacht der Elfen und Trolle, die von Athanor und Akkamas Unterstützung erhalten, gleicht Gullivers Abenteuer auf der Insel Liliput, deren winzigen Bewohner ihn aufgrund ihrer schieren Menge niederringen konnten. Um für eine Steigerung zu sorgen, bringt der Autor Giganten und als lenkende Macht im Hintergrund das Böse schlechthin ins Spiel. Einige dubiose Charaktere, die ihre eigenen Ziele verfolgen, wissen mehr, und Athanor beginnt, etwas zu ahnen.
Während der erste Roman durchaus für sich alleinstehen kann, knüpft der dritte an die Geschehnisse des Vorgängers an und erweist sich als der eigentliche Mittelband, der die Geschichte nicht wirklich voranbringt, sondern vor allem neue Mitstreiter als Ersatz für die verstorbenen nach Theroia führt und die Situation eskalieren lässt. Um zu erfahren, was wirklich los ist, wer auf wessen Seite steht und überlebt, muss man den vierten Teil, „Die letzte Schlacht“, lesen. Man hat den Eindruck, dass das vorliegende Buch vielleicht deshalb so dünn ausfiel, weil es schwierig war, den geeigneten Schlusspunkt zu setzen, damit die Ereignisse halbwegs ein Ende vorweisen können, das dem Publikum ein paar Brocken für die Neugierde hinwirft, ohne zu viel preiszugeben.
„Die letzte Bastion“ ist bisher der schwächste Roman der vierteiligen Serie, da er wenig geschlossen wirkt, der Konflikt den bedrohten Völkern im wahrsten Sinne des Wortes über den Kopf wächst und es nur noch schlimmer kommen kann, was vermuten lässt, dass ein Wunder - deus ex machina? - geschehen muss, um die Welt zu retten. Das ist die bei den Lesern am wenigsten beliebte Lösung, weshalb man nur hoffen kann, dass David Falk den Kreis zum spannenden Beginn der Reihe schließt und ein nachvollziehbares Finale bietet.