The Good Neighbor - Jeder hat ein dunkles Geheimnis (DVD)

The Good Neighbor - Jeder hat ein dunkles Geheimnis
USA 2016, Regie: Kasra Farahani, mit James Caan, Logan Miller, Keir Gilchrist u.a.

Rezension von Elmar Huber

Um ihrem griesgrämigem Nachbar Harold Grainey (James Caan) eins auszuwischen, starten die beiden Teenager Ethan (Logan Miller) und Sean (Keir Gilchrist) von Ethans gegenüberliegendem Elternhaus aus das Projekt „Heimsuchung“. Mit allerlei technischem Schnickschnack möchten sie dem Witwer vorgaukeln, dass es in seinem Haus spukt. Gleichzeitig dokumentieren sie das Experiment und Harolds Reaktionen mit zahlreichen Kameras, die sie in und um das Haus platziert haben.


Das prominent platzierte Zitat auf dem Frontcover sowie das Motiv sollen natürlich an Hitchcocks „Das Fenster zum Hof“ erinnern oder wenigstens an die Teenie-Version „Disturbia“ mit Shia LaBeouf. Doch weder hat die Szene im Film eine Entsprechung noch ist mit dem Vergleich das Thema getroffen.

Zwar fragt man sich irgendwann, was denn der alte Mann die halbe Nacht in seinem Keller treibt, und wundert sich etwas, dass er sich von den Grusel-Effekten der angehenden Psycho-Forscher gar nicht so sehr beeindrucken lässt, doch vermeidet es der Film, diese Ansätze von Neugier zu erhalten, geschweige denn auszubauen. Überhaupt ist nicht klar, woher der Film seine Spannung beziehen soll. Zwar täuschen die eingestreuten vorausschauenden Szenen einer Gerichtsverhandlung an, dass im Rahmen des ‚Experiments‘ offenbar etwas gehörig schiefgelaufen ist, doch wird auch dieses Potenzial nur unzureichend ausgeschöpft.

Man hätte gerne mehr über die Figuren Sean und Ethan verraten dürfen oder wenigstens irgendwelche unschönen Gerüchte um den alten Grainey streuen können, sodass der Witwer für den Zuschauer tatsächlich eine irgendwie bedrohliche Aura erhalten hätte. So fragt man sich viel eher, ob die beiden pubertierenden Spinner noch alle Tassen im Schrank haben, als dass sie den Zuschauer emotional mitnehmen.

Alles in allem wäre in „The Good Neighbor - Jeder hat ein dunkles Geheimnis“ um Einiges mehr drin gewesen, als letztendlich abgerufen wurde. Das Potenzial hat die Story, und der überraschende Schlusspunkt hätte problemlos als dramatischer Höhepunkt gesetzt werden können. Die eingestreuten Rückblenden wären perfekt geeignet gewesen, Verdachtsmomente aufzubauen, den Schwarzen Peter mal hierhin (zu Grainey), mal dorthin (zu Ethan, der die treibende Kraft des Experiments ist) zu schieben. Das Skript hat massig gute Stellen, die in der Umsetzung nahezu komplett verschenkt werden.

Immerhin freut man sich über die Mitwirkung von Altstar James Caan, auch wenn das Skript gar keine Möglichkeiten für irgendjemanden hergibt, schauspielerisch zu glänzen. Ebenso bieder und überraschungsarm ist die Inszenierung ausgefallen.

„The Good Neighbor - Jeder hat ein dunkles Geheimnis“ ist ein energieloser Möchtegern-Thriller mit jeder Menge ungenutzter Möglichkeiten. Das Cover-Versprechen wird nicht eingelöst.