Jennifer Estep: Sense of Danger (Buch)

Jennifer Estep
Sense of Danger
(A Sense of Danger, 2020)
Übersetzung: Vanessa Lamatsch
Piper, 2022, Paperback, 414 Seiten, 17,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Washington, D.C. ist voll von Regierungsbehörden. In den Bürogebäuden der US-Hauptstadt arbeiten sie, die Angestellten, Beamten und Agenten. Die Herren in fast schon uniformen dreiteiligen, zumeist dunkelgrauen oder schwarzen Anzügen, die Damen in Kostümen und Pumps. Charlotte Locke arbeitet als Analystin in einer dieser Behörden. Na gut, einer etwas anderen, besonderen Behörde. Einer nämlich, die sich mit der Verfolgung und Ausschaltung von übersinnlich begabten Verbrechern beschäftigt. In aller Regel sind die Agenten, ob im Einsatz an der Front oder wie Charlotte im Büro, selbst begabt, zumeist sind schon ganze Familien-Generationen für die Section 47 tätig gewesen.

Dass Charlotte hoch verschuldet ist - das Lösegeld für ihren dann doch im Einsatz erschossenen Vater und die Kosten für die Behandlung ihrer krebskranken Oma waren für alle Reserven zu viel - führt dazu, dass sie zusätzlich abends von 6 bis 12 in einem Diner kellnert.

Mit ihrer Begabung, Zahlen zu erfassen und Lügen zu enttarnen kommt Charlotte einer Terroristin auf die Spur. Ihre Berichte liest keiner - denkt sie zumindest; bis sie eines Nachts von gleich vier Attentätern angegriffen und getötet werden soll. Nur dem Eingreifen eines Cleaners, wie die Agenten, die ihre Ziele terminieren genannt werden (wie in umbringen/killen), hat sie es zu verdanken, dass sie überlebt. Warum aber hat man überhaupt Hit-Men auf sie angesetzt, wem oder was ist sie auf der Spur?

Zusammen mit dem Cleaner, einem charismatischen Mann mit australischem Akzent und einem sehr gut definierten Waschbrettbauch; macht sie sich daran, das Rätsel zu lösen - und stößt auf Terroristen, Entwickler von biologischen Kampfstoffen und Verrätern im eigenen Haus.


Jennifer Estep gehört bei Piper zum „Inventar“. Wie keine andere Autorin haben ihre Serien das Verlagsprogramm geprägt, sorgten für Listungen auf den entsprechenden Bestseller-Aufstellungen und dementsprechend natürlich auch für Umsatz. Sprich, Estep ist eine Autorin, die weiß, wie sie ihre Leserinnen und Leser ködert.

Mit einem eigentlich recht überschaubaren Repertoire an Protagonistinnen nimmt sie ihre Rezipienten an den sprichwörtlichen Haken und lässt diese nicht mehr los. Unsere Erzählerin Charlotte Locke ist hier keine Ausnahme. Als eine auf den ersten Blick graue Maus mit hehren moralischen Grundsätzen entspricht sie so ganz den Vorbildern.

Allerdings ist sie als Figur nicht ganz so griffig, wie Gin Bianco, die Spinne von Ashland. Ihre Magie ist eher unauffällig, sie selbst zunächst eher im Backoffice angesiedelt als an der Front. Dies ändert sich naturgemäß im Verlauf der Handlung. Jetzt türmen sich - wie üblich - Geheimnisse über Mysterien, es wird ermittelt, intrigiert und gekämpft.

Der Romantik-Faktor ist, auch hier wie bei Estep so üblich, durchaus vorhanden, wobei die Bettszenen doch dosiert eingesetzt werden. Ein klein wenig ist mir die ständig sich wiederholende Begeisterung unserer Erzählerin für die körperlichen Vorzüge ihres Partners aufgestoßen, ansonsten ist dies ein munteres, actionreiches Abenteuer ohne Tiefgang oder stilistische Finessen -aber mit hohem Unterhaltungswert.