Professor T - Season 1 Box (DVD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 31. Mai 2022 13:39

Professor T - Season 1 Box
GB 2021
Rezension von Elmar Huber
Professor Jasper Tempest (Ben Miller) von der Universität Cambridge ist ein brillanter Kriminologe, aber auch ein eigenbrötlerischer Sonderling mit Zwangsstörungen und eher mangelhafter Sozialkompetenz; eine Mischung aus Dr. House und Mr. Monk. Er gibt vor, keine Hilfe und Unterstützung zu benötigen, ist im Grunde jedoch eine tragische Figur mit einem erschütternden Background.
Als seine ehemalige Studentin Lisa Donckers (Emma Naomi), inzwischen Detective Sergeant, eine Vergewaltigung auf dem Gelände der Universität aufklären muss, kommt es zu einer ersten unfreiwilligen Zusammenarbeit mit ihrem alten Professor. Der erfolgreiche Abschluss des Falls beschert „Professor T“ eine dauerhafte Beratertätigkeit für Donckers‘ Team.
Episode 1: „Anatomie einer Erinnerung“
Auf einer Toilette der Uni Cambridge geschieht eine Vergewaltigung, bei der dem Opfer die Halskette entwendet wird. DS Lisa Donckers erinnert dieses Detail an einen ähnlichen Fall, als sie selbst noch an der Uni studiert hat.
Episode 2: „Ein Fisch namens Walter“
Der Chefbibliothekar der Universität fällt bei einem Empfang einen Giftmord zum Opfer. Bald wird deutlich, dass der Tote wohl ein Zufallsopfer war, und die Ermittlungen konzentrieren sich auf eine weitere Angestellte der Universität, deren Mann einige Affären hat. Auch ein Selbstmord gibt den Ermittlern Rätsel auf.
Episode 3: „Tiger, Tiger“
Während zwei Männer seine Familie als Geiseln festhalten, wird der Schmuckhändler Vijay Banerjee mit den Diamanten, die als Lösegeld dienen sollen, von einem Auto angefahren und ins Krankenhaus eingeliefert. Professor Ts drei goldene Regeln bei Geiselnamen führen zum Erfolg, doch damit ist der Fall noch nicht abgeschlossen.
Episode 4: „Mutterliebe“
Die sechsjährige Charlie Turner wird aus ihrem Kinderbett entführt, der Vater, mit dem sie an dem Abend allein ist, niedergeschlagen. Professor Tempest vermutet ein persönliches Motiv. Ein Geschäftspartner des Vaters gerät in den Ermittlungsfokus, doch auch beim Au Pair der Familie werden Unregelmäßigkeiten festgestellt.
Episode 5: „Sophie weiß es“
Die Mutter der jungen Sophie wurde ermordet, doch das autistische Mädchen behauptet, dass der Mann, der für die Tat verhaftet wurde, unschuldig ist. Professor T fühlt sich dem Mädchen auf ungewöhnliche Art verbunden und beginnt zu ermitteln.
Episode 6: „Eine glückliche Familie“
Auf den schwerreichen Geschäftsmann James Samson wird ein Mordanschlag verübt. Die Polizei vermutet das Motiv zunächst innerhalb des ungewöhnlichen Familienbundes aus Sohn, Adoptivsohn und sehr viel jüngerer zweiter Ehefrau sowie Samsons Absicht, den Großteil seiner Gewinne für wohltätigen Zwecke zu spenden. Tempest glaubt eher an eine Inszenierung, doch kurz darauf wird Samson tatsächlich ermordet.
Fleißige TV-Gucker dürfte der Serientitel zweimal hinschauen lassen. Bereits von 2017 bis 2020 lief eine gleichnamige deutsche Serie im ZDF. Die Titelrolle spielt dort Matthias Matschke, der Handlungsort ist Köln. Wie die jetzt vorliegenden GB-Version ebenfalls eine Adaption der originalen belgischen Serie.
Tatsächlich gibt es gar nicht so viele Unterschiede zur deutschen Version. Die Fälle unterscheiden sich zwar, Figurenkonstellation und -hintergründe, persönliche Dramen, die über die Folgen hinweg erzählt werden, sind dagegen nahezu identisch. Im direkten Vergleich kommt die Bearbeitung von der Insel insgesamt etwas gefälliger daher, was Figuren und Erzähltempo angeht. Die Folgenlaufzeit beträgt hier klassische 45 Minuten pro Fall gegen rund 60 Minuten bei der deutschen Variante; weniger Zeit, sich in Nebenhandlungen aufzuhalten. Damit läuft die Serie auch weniger Gefahr, die Bodenhaftung zu verlieren.
Ben Miller spielt den Professor mit der stoischen Reserviertheit und Logikbesessenheit, die er bereits als DI Richard Poole in „Death in Paradise“ an den Tag gelegt hat. Die zwanghaften Marotten der Figur, die skurril-bildgewordenen Gedanken und der Clash mit seinen ‚normalen‘ Kollegen sorgen für humoristisches Potential, doch schlummert dahinter auch ein bestürzendes Erlebnis, das nach und nach für den Zuschauer aufgerollt wird und als Cliffhanger diese erste Staffel beendet.
Die Fälle des Teams sind relativ austauschbar und könnten mit einigen Anpassungen für jede x-beliebige Krimi-Serie umgeschrieben werden. Wo vorhanden, werden folgenspezifische Anknüpfpunkte gut genutzt, zum Beispiel die Figur der autistischen Sophie (Folge 5), um so die Hauptcharaktere weiterzuentwickeln.
Alles in allem fügt „Professor T“ der ohnehin hochwertigen Brit-Crime-Landschaft eine weitere feine und sehr unterhaltsame Facette hinzu.
„Professor T“ ist eine amüsante und stilsicher gefilmte Brit-Crime-Serie, die sympathische Charaktere, Spannung, Humor und eine Spur Dramatik souverän verbindet.