Aftershock - Die Hölle nach dem Beben (DVD)

Aftershock - Die Hölle nach dem Beben
USA 2012, Regie: Nicolás López, mit Eli Roth, Ariel Levy u.a.

Rezension von Elmar Huber

Auf ihrer Urlaubsreise durch Chile lernen die drei Freunde Gringo, Ariel und Pollo in Santiago drei junge Frauen kennen, mit denen sie sich auf eine gemeinsame Weiterreise einigen. Das unverhoffte und passende Zusammentreffen wird gerade noch in einem Club gefeiert, als plötzlich ein Erdbeben die Hauptstadt in einen Hexenkessel verwandelt und schon in dem Club erste Todesopfer fordert. Die Straßen der Stadt verwandeln sich in ein Kriegsgebiet, und eine Gruppe im Chaos des Bebens entflohener Häftlinge macht keine Gefangenen.

 

Prominent, noch über dem Titel und dem Namen des (außerhalb Chiles nahezu unbekannten) Regisseurs, prangt werbewirksam und wie ein Versprechen an die Gorehounds der Schriftzug „Eli Roth präsentiert“. Nicht zu Unrecht ist Roth nach seinen ersten beiden „Hostel“-Teilen ein Synonym für knackigen Torture-Porn, der sich allerdings immer noch vom uninspirierten Sumpf seiner zahlreichen Nachahmer abhebt. Tatsächlich erinnert die Exposition von „Aftershock - Die Hölle nach dem Beben“ frappierend an Roths Backpacker-Schocker, gemixt mit einer ordentlichen Portion „Hangover“. Und natürlich funktioniert es nach wie vor sehr gut, eine Gruppe hinreichend sympathischer Normalos kopfüber in ein extremes Szenario zu stürzen, in dem es plötzlich ums nackte Überleben geht.

Auf genau diese Art funktioniert auch „Aftershock - Die Hölle nach dem Beben“, doch die Ankündigung als halber Katastrophenfilm weckt Erwartungen, die am Ende (aus mangelndem Budget?) nicht eingehalten werden. Die Szenen nach dem Erdbeben sehen mit ihrer Konzentration auf einzelne übersichtliche Schauplätze verdächtig nach Studio-Interieur aus, und selbst das Kameragewackel während des Bebens erinnert frappierend an das originale „Raumschiff Enterprise“ unter Beschuss. Auch sonst hält man sich in Sachen Ausstattung und großartiger Effekte bedeckt. Die Bedrohung durch einen Tsunami äußert sich beispielsweise lediglich darin, dass die Schauspieler mit schreckgeweiteten Augen in die Ferne blicken.

Etwas straffer inszeniert und mit mehr Konzentration auf die Charaktere hätte „Aftershock - Die Hölle nach dem Beben“ einen interessanten Genre-Zwitter ergeben können, der dem Zuschauer nach dem unbekümmerten Einstieg mit dem Erdbeben den vermeintlich sicheren Boden unter den Füßen wegzieht und als Kontrast zu der ersten halben Stunde Party die Verrohung des Menschen zeigt, sobald es ums eigene nackte Überleben geht.

Zwar bedient der Film die Gorehounds und geizt dementsprechend nicht mit Blut und Gewalt (hier greift die Freigabe ab 18), doch wurde es versäumt, die Protagonisten zu wirklichen Sympathieträgern zu machen, deren Bedrohung dem Zuschauer auch nahegeht.

„Aftershock - Die Hölle nach dem Beben“ ist ein Katastrophen-/Terrorfilm-Zwitter aus Eli Roths Genre-Schmiede, der nicht halten kann, was er verspricht. Lieber nochmal „Turistas“ angucken.