Emily Bold: Vergangen ist nicht vorbei - Palast der Lügen 1 (Buch)

Emily Bold
Vergangen ist nicht vorbei
Palast der Lügen 1
Planet!, 2022, Hardcover, 398 Seiten, 17,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Vor Jahrhunderten schloss Albert Dubois einen dunklen Pakt. Um sein ungeborenes Kind und seine Frau zu retten, ritt er nach Paris und besuchte einen Mann, der das Unmögliche wahr machen kann - der Teufel von Paris. Seitdem muss seine Familie, seine Nachkommen bis in unsere Zeit, Aufträge für den Teufel ausführen. Mit ihren Chronographen reisen sie durch die Zeit, intrigieren, betrügen und bekämpfen die Ziele, die ihnen der Teufel nennt.

Sophie, jüngste Tochter der Familie ist dabei außen vor. Nur Männer können in der Zeit zurückreisen, Abenteuer erleben und die Aufträge ausführen- so wurde es ihr berichtet. Als statt ihres Bruders eines Tages ein tödlich verletzter Fremder im Zimmer materialisiert, weiß sie, dass etwas schrecklich schief gegangen ist.

Gegen den Widerstand ihres Vaters, der aufgrund einer Verletzung nicht mehr im Einsatz ist, macht sie sich auf die Suche nach ihrem vermissten Bruder. Ihr Weg führt sie ins Versailles des Jahres 1688. Hier lernt sie nicht nur ihre Vorfahren und den Sonnenkönig kennen, der Teufel stellt ihr auch einen Helfer und Beschützer an die Seite. Einen charismatischen Mann, der kämpfen und küssen kann, der sich in Paris auskennt und der auch hier gestrandet ist…


Der Verlag hat sich so Einiges einfallen lassen, um das Buch aus dem monatlichen Allerlei hervorzuheben. Schimmernde Metallic-Lackierung, der Hardcover-Einband selbst auch noch verziert und auch die Seiten werden immer wieder vom Motiv aufgewertet.

Inhaltlich wartet ein Titel auf uns, der Romantasy mit Zeitreise kombiniert.

Der phantastische Twist - eben die Möglichkeit, mittels der vom Teufel gefertigten Chronographen durch die Zeit zu reisen - ist dabei zwar Grundvoraussetzung des Plots, wird aber kaum erklärt oder beschrieben. Stattdessen legt die Autorin, die in diversen Reihen bewiesen hat, dass sie romantische Abenteuer zu schreiben weiß, ihren Fokus auf die Beschreibung von Versailles, den Kleidern und - ja auch den Gefühlen unserer Erzählerin.

Bleibt die Darstellung des Palasts und der Stadt dabei, bis auch einige wenige Details, eher oberflächlich, so wird uns das Gefühlsleben der Protagonistin umso ausführlicher und glaubwürdiger beschrieben. Hier geht es natürlich auch um Emanzipation - ein Mädchen kann unmöglich für den Teufel in den gefahrvollen Einsatz gehen? Ha!; immer wieder wird Sophie mit diesem Vorurteil konfrontiert. Und sie beweist allen, dass diese Annahme aber auch so etwas von falsch ist.

Sie agiert mutig, oft ein wenig naiv, impulsiv aber immer voller Eifer. Dabei fällt sie so manches Mal hin, steht aber wieder auf, auch wenn sie dabei ab und an die Hilfe des Galans akzeptiert. Dies aber immer zu ihren Bedingungen - so einfach das hilflose Fräulein geben, das ist ganz bestimmt nicht ihres.

Das Gefühlschaos ist nachvollziehbar aufbereitet, die sich entwickelnde Beziehung, die aufkommende Zuneigung nachvollziehbar dargestellt. Dabei - und das ist eher ungewöhnlich - sieht Sophie auch die nicht ganz so glänzenden Seiten ihres Charmeurs, lässt sich nicht so einfach einfangen. Geschickt trifft die Autorin mit ihren munteren, amüsanten Dialogen das Herz der Leserinnen und Leser, so dass die Zeit der Lektüre schnell vergeht.

„Vergangen ist nicht vorbei“ ist der gelungener Auftakt eines Romantasy-Zweiteilers, dessen abschließender Band für Frühjahr 2023 in Vorbereitung ist.