The Walking Dead 8: Auge um Auge (Comic)

The Walking Dead 8
Auge um Auge
(The Walking Dead, Vol. 8: Made to suffer)
Autor: Robert Kirkman
Zeichner: Charlie Adlard
Grautöne: Cliff Rathburn
Übersetzung: Marc-Oliver Frisch
Lettering: Amigo Grafik
Cross Cult, 2009, Hardcover,: A5, Hardcover, 144vSeiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-936480-38-2

Von Frank Drehmel

Erinnern wir uns kurz an das Ende des siebten Bandes: vor den Zäunen des Gefängnisses, in dem sich die Gruppe der Überlebenden um den Polizisten Rick Grimes vor den Untoten verschanzt hat, taucht die Armee des sadistischen, selbsternannten Gouverneurs von Woodburry, Philip, auf. Dieses ist umso erstaunlicher, als man nach Michonnes grausamer Rache an dem Mann, der sie folterte, annehmen musste, Philip sei tot.

Zu Beginn von Band 8 erfährt der Leser nun, wie das menschliche Monster die Verstümmelungen überleben konnte und mit welcher Geduld er seine Vergeltung an den Überlebenden plante. Doch dieser Plan geht zunächst nicht auf, denn erstens sind die militärische Ausrüstung und der Ausbildungsstand von Philips Leuten alles andere als zufriedenstellend und zweitens will der Mörder unbedingt verhindern, dass die Zäune des Gefängnisses Schaden nehmen, damit es ihm später als sichere Zuflucht dienen kann.
Daher beschränkt sich der Angriff auf einen Kugelhagel, dem zwar einige der Flüchtlinge zum Opfer fallen, der aber ansonsten dank der Gegenwehr der Eingeschlossenen keinen Erfolg zeitigt, sodass das Heer des Gouverneurs zunächst unverrichteter Dinge abzieht.
Das jedoch ist Michonne wiederum nicht genug. Sie überredet Tyreese, sie in das Lager des Abziehenden zu begleiten, um dort unter dessen Verbündeten ein Blutbad anzurichten und Philip selbst den endgültigen Garaus zu machen. Doch dieses Vorhaben geht gründlich schief, sodass wenige Tage später der Gouverneur erneut vor dem Gefängnis auftaucht, im Schlepptau einen Gefangenen, den er vor den Augen der Flüchtlinge foltert, um so ihren Widerstand zu brechen. Als ihm das nicht gelingt und Rick Grimes Gruppe ihn zudem erneut unter Feuer nimmt, ist die Geduld Philips zu Ende und er gibt den Befehl, die schützenden Zäune zu durchbrechen.

Nach wie vor kann man Kirkman nicht vorwerfen, dass er seine Figuren schont. Nicht nur die seelischen Qualen des Verlustes von Angehörigen, des Zerbrechens von Beziehungen sowie die tiefe Hoffnungslosigkeit, sondern auch das körperliche Leiden werden zu handlungsbestimmenden Größen. Der Autor schafft immer wieder Situationen, in denen die Protagonisten an die Grenzen ihrer Menschlichkeit geführt beziehungsweise auf elementare Gefühle wie Rache und Angst reduziert werden, sie nur noch der bloße Überlebensinstinkt weiter treibt, solange bis sie sich kraftlos in ihr unausweichlich scheinendes Schicksal ergeben und sterben – entweder durch Fremdeinwirkung oder die eigene Hand.
Auch in »Auge um Auge« bleiben wieder Personen auf der Strecke, zu denen der Leser im Verlauf der letzten Bände eine emotionale Bindung aufbauen konnte, wobei Kirkman in unvergleichlich konsequenter Weise diesmal das Sterben gleichsam auf eine trotz der bisherigen Leseerfahrungen unerwartete Spitze treibt.

Grandios und perfekt stimmig ist nach wie vor das Schwarzweiß-Artwork Adlards und Rathburns, welches in seiner Härte, seinem Kontrastreichtum aber auch in seiner Dynamik, seiner visuellen Lebendigkeit zum Besten gehört, was der US-Mainstream zur Zeit zu bieten hat

Fazit: Eine düstere und brutale Dystopie voller alles durchdringender Ausweg- und Hoffnungslosigkeit.