Selin Visne: Die Überlieferung der Welt (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 11. April 2022 14:24

Selin Visne
Die Überlieferung der Welt
Titelbild: Katharina Netolitzky
dtv, 2020, Taschenbuch, 442 Seiten, 10,95 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Karl E. Aulbach
Mit Hilfe der Schreibplattform Sweek hat man bei dtv Nachwuchstalente im Bereich Fantasy gesucht und gefunden. Es ist sehr erfreulich, dass man damit auch jungen Autorinnen und Autoren eine Chance gibt, die vielleicht noch nicht so professionell sind, dass sie im Vergleich zu ‚Factory‘-Autoren hinsichtlich der Form- und Markterfordernisse bestehen könnten. Zu diesem Thema sei der sehr gute Artikel von Udo Klotz über Selfpublishing in „iTime Machine“ Ausgabe 3 empfohlen.
Bei dtv wird dies erfreulich progressiv angestoßen. Neben dem hier besprochenen Band der gebürtigen Wienerin Selin Visne mit dem Titel „Die Überlieferung der Welt“ erschienen im Herbst 2020 noch „Die Stadt der gläsernen Träume“ von Linda Rottler und im Frühjahr 2021 „Ein Prinz aus Silber und Gold“ von Viviana Iparraguirre De las Casas.
Zurück zu Selin Visnes Werk. Die Studentin ist noch keine 20 Jahre alt und hat nach Verlagsangaben ihren ersten Roman bereits mit 13 geschrieben. Auch wenn sie daher über ausreichend Routine verfügt, merkt man an manchen Stellen gewisse Probleme beim Aufbau. Inhaltlich gibt es leider keine neuen Ideen oder Ansätze.
Es geht um ein Fantasy-Standard-Thema: eine Quest. Sechs Gefährten, die nach und nach vorgestellt werden, brechen zu einer Reise auf, an deren Ende sie erwarten, tote Familienmitglieder, Freunde etc. wiederbeleben zu können.
Gut beschrieben ist die Taschendiebin Laelia, die sehr empathisch geschildert wird. Hadrian, ein Mafioso, ist schon weniger gut ausgearbeitet, bildet aber mit Laelia die Basis für die romantische Seite der Quest, die zwar etwas langatmig daherkommt, aber auch eher das weibliche Zielpublikum erreichen soll. Alle anderen Figuren werden entweder nur kurz oder eher schwach beschrieben. Ein wirklicher Gefährten-Status, wie er nach einer Reise von sechs Monaten zu erwarten sein dürfte, wird nie erreicht. Hindernisse werden eher routinemäßig beseitigt. Man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass die Handlung in eine andere Richtung abkippen könnte.
Der Klappentext verrät in diesem Fall wirklich alles über den Inhalt. Als Unterhaltungsgeschichte annehmbar, aber nichts für den Olymp.