Tokage 1 - 3 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 08. April 2022 10:58

Yak Haibara
Tokage 1 – 3
Übersetzung: Costa Caspary
EMA, 2013, Taschenbuch, je 194 Seiten, je 7,00 EUR
Rezension von Elmar Huber
Weil Tokage vor 800 Jahre das Fleisch einer Meerjungfrau gegessen hat, ist sie verflucht, niemals zu sterben. Stirbt ihr Körper, so muss sich ihre Seele einen neuen, frisch verstorbenen Wirtskörper suchen und in diesen eindringen. Die ‚Besessenen‘ sind dann durch eine Eidechsentätowierung gekennzeichnet.
Nun hat Tokage die Leiche der 17jährigen Yuka neu belebt, die bei einem Verkehrsunfall gestorben ist. Shinobu, der in Yuka verliebt ist, versteckt die Besessene im Tempel seines Großvaters. Für ihn ist Yukas neues Leben ein Geschenk, doch der Dämon in ihr will seinen Fluch beenden und endlich sterben.
Ausgerechnet Shinobu erweist sich jedoch als Tokages ‚Yoki‘, als derjenige, der ihr Kraft spenden kann, um ihren neuen Körper am Leben zu halten.
Und Tokage wird verfolgt. Zum einen ist die Beamtin Sakagi von der ‚Abteilung für die Abwehr von Katastrophen besonderer Art‘ hinter der unsterblichen Seele her, die den spirituellen Frieden des Landes stört. Zum anderen will der Arzt Haruki Tokage töten, damit dessen Seele in den Körper seiner tödlich erkrankten Tochter Chitose übergeht und sie so am Leben erhält.
Unterstützung erhält Shinobu von seinem Großvater, der der oberste Priester des Tempels ist, und dessen Lehrling Shunkei, der zu Shinobus Schutz von seiner Ausbildung zurückgerufen wurde.
Durch Tokages ‚Ankunft‘ werden Shinobu und sein Großvater mit einer völlig neuen Situation konfrontiert. Vor ihnen steht die verstorbene Yuka, die nun doch nicht mehr Yuka ist. Shinobu ist hin und her gerissen zwischen dankbarer Erleichterung, dass ihm Yuka irgendwie geblieben ist und der wachsenden Einsicht, hier nur noch ihre äußere Hülle vor sich zu haben. Tokage selbst ist zwar ein Verfluchter und damit ein Dämon, doch nicht gefährlich. Er ist seines langen Lebens überdrüssig und auf der Suche nach der gegenwärtigen Reinkarnation eines Priesters, der ihn von seinem Fluch erlösen und endlich sterben lassen kann.
Doch zuvor müssen die Gefahren überwunden werden, die nach Tokages neuem Leben trachten. Das ist nur mit Shinobus Hilfe möglich, der ihm durch Körperkontakt neue Kraft spenden kann.
Die Geschichte beginnt direkt mit Yukas Unfalltod. Einige Szenen vorab mit ihr und Shinobu wären hilfreich gewesen, das offenbar innige Verhältnis der beiden eingehender zu beschreiben. So wird der Leser etwas hilflos ins kalte Wasser geworfen und muss den Zwiespalt, in dem sich Shinobu nach Yukas Erweckung befindet, einfach glauben. Auch die Gefahren, denen sich Tokage und seine neuen Freunde ausgesetzt sehen, tauchen urplötzlich auf, werden zurückgeschlagen und verschwinden ohne weitere Auswirkungen wieder. Stürme im Wasserglas.
Die emotionalsten Momente der Geschichte blicken schließlich zurück auf Tokages Verfluchung. Hier erhält zumindest die Titelfigur Einiges an emotionaler Tiefe. Die Auflösung der Geschichte greift dies auf überraschende Art wieder auf, was Tokage, nachdem sich die Geschichte einige Male selbst wiederholend im Kreis gedreht hat, am Ende doch noch gelungen abrundet.
Zeichnerisch unterscheidet sich „Tokage“ auffällig vom ‚typischen‘ japanischen Manga-Stil. Yuka und die Beamtin Sakagi sind realistisch und angenehm fraulich dargestellt. Auch mit Yukas Eidechsentätowierung, die zwischen ihren Brüsten platziert ist - eine durchaus sexy Idee -, wird gespielt, aber dies nicht über Gebühr strapaziert. Insgesamt wirken die Zeichnungen rauer als von japanischen Mangas gewohnt.
„Tokage“ ist ein originell aufgezogener Mystery-Fantasy-Manga in einem ungewohnten Look, der einige Defizite im Storytelling und in der Figurenzeichnung aufweist, am Ende aber doch gut abgerundet wird.