Simon R. Green: Höllenärger – Geschichten aus der Nightside 7 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 20. November 2010 10:48

Simon R. Green
Höllenärger
Geschichten aus der Nightside 7
(Hell to Pay)
Aus dem Englischen übersetzt von Oliver Hoffmann
Titelillustration von Oliver Graute
Feder & Schwert, 2009, Taschenbuch, 256 Seiten, 10,95 EUR, ISBN 978-3-86762-061-1
Von Carsten Kuhr
Sie wollen einen Dämon beschwören oder einen Engel ficken? Ihre Seele – oder die eines anderen – verkaufen? Die Welt verbessern oder lediglich verändern? Die Nightside, meine Heimat, wartet nur darauf, Ihnen zu Diensten zu sein, mit offenen Armen und einem fiesen Lächeln. Ich bin John Taylor, der erste Privatdetektiv der Nightside. Ich suche und finde Dinge, insbesondere, wenn sie nicht gefunden werden wollen. Im Grunde genommen bin ich ein Söldner, was manchmal bedeutet, dass ich dahin muss, wo sich das Geld befindet.
Mein neuester Auftrag führt mich nach Griffin Hall, dem Ort, an dem die Unsterblichen leben. Griffin Hall liegt in der Nightside, gehört aber nicht dazu. Geld bedeutet für Jeremiah Griffin, den sogenannten Greifer, der König der Nightside werden will (ein Job, den ich abgelehnt habe), nichts. Seine Enkelin aber bedeutet dem alten Mann in seinem nicht alternden Körper alles. Nicht umsonst hat er sein gesamtes Vermögen – und das umfasst mehr als die Hälfte der Nightside – der Verschwundenen vermacht. Warum ein Unsterblicher überhaupt ein Testament macht, wollen Sie wissen? Weil nicht einmal Unsterblichkeit ewig hält. Und jetzt hat irgendjemand seine Enkelin entführt – ein jemand, der über mächtige Kräfte verfügt, sonst könnte er mein Talent nicht blockieren. Zwei Tage habe ich Zeit, die Verschwundene zu finden, zwei Tage, in denen ich mich auf alte, fast vergessene Schnüffeltaktiken besinnen muss, um dem Täter näher zu kommen, zwei Tage, in denen ich jede Menge Staub aufwirbeln, wohl gehütete Geheimnisse aufdecken und mich mit den Mächtigsten der Mächtigen anlegen werde – aber das ist man von mir ja gewohnt ...
Nachdem die Geschichte der Nightside in den letzten drei Bänden abgearbeitet wurde, erfolgte eine Zäsur, die der Autor zunächst dazu benutzt hat, uns in einem Einzelroman ein Detektivabenteuer der klassischen Art zu kredenzen. Das heißt natürlich nicht, dass Green nicht, ganz der phantasievolle Autor der er ist, seine Leser erneut mit markanten Unikaten verwöhnen würde. Da tauchen Gestalten auf, die keines Lesers Auge jemals zuvor erblickt hat, betreten wir Privatclubs, die absonderliche Vergnügungen anbieten und dürfen natürlich auch der beliebte Kugelhagel und schwarzmagische Beschwörungen nicht fehlen. Auffällig dabei, dass der Autor vorliegend weitestgehend auf bekannte Nebencharaktere verzichtet, unseren Helden ganz allein auf die Suche schickt.
Das Gebotene besticht einmal mehr durch sein rasantes Tempo, seine oftmals bizarren Einfälle und nicht zuletzt durch eine Auflösung, die so nicht vorhersehbar aber in sich logisch und glaubwürdig war. Auch für bislang Nightside-unbedarfte Leser einen Blick wert. Die Fans der Reihe werden den Roman sowieso verschlingen.