Wounds (Film)

Wounds
USA 2019, Regie: Babak Anvari, mit Armie Hammer, Dakota Johnson u.a.

Rezension von Elmar Huber

Als Barkeeper Will (Armie Hammer: „Nocturnal Animals“, „Call Me by Your Name“) seinen Laden aufräumt, findet er ein Handy, das wohl einer seiner Gäste verloren hat. Auf dem Gerät gehen immer noch Nachrichten ein. Will wird neugierig und findet in der Bildergalerie einige verstörende Fotos und Filme; Menschen, die offenbar auf brutale Weise getötet wurden.

Hin und her gerissen zwischen dem Wunsch, die Bilder so schnell wie möglich wieder aus dem Kopf zu bekommen und mehr über die Angelegenheit herauszufinden, stößt Wills Freundin Carrie (Dakota Johnson: „Fifty Shades of Grey“, „Suspiria“) in einem Internetforum auf die Spur einer okkulten Vereinigung. Die ‚Anleitung‘ dieser Gemeinschaft ist ein Buch namens ‚Die Sprache der Wunden‘. Nach dieser Anleitung soll es möglich sein, durch Wunden Kontakt mit höheren Wesen aufzunehmen.

Immer mehr beginnt Will, sich zu verändern. Unerklärliche Ereignisse geschehen in seiner Umgebung, Visionen und Albträume suchen ihn heim.

 

Die Geschichte, die Regisseur Babak Anvari unterm Strich in „Wounds“ erzählt, ist für den Horror-Fan keineswegs neu, doch wird sie auf ungewöhnliche Weise aufgezäumt. Statt dass sich der Protagonist nach der Einleitung plötzlich im Mittelpunkt des Horrors befindet, steht Will eher am Rand des Geschehens. Irgendwo anders liegt das Zentrum eines bizarren Strudels, von dem Will zunächst ‚nur‘ schwache Ausläufer zu spüren bekommt.

Betont wird das noch, indem der Erzähl-Fokus auf dem ungeregelten Alltag des Barkeepers verbleibt, der gar nicht mal so sympathisch gezeichnet ist. Auch kann man den Film nicht als besonders straff erzählt bezeichnen, dazu werden zu viele Nebengleise bedient, die gar nicht zu einem Ende geführt werden. Und doch entwickelt der Film eine beunruhigende Wirkung, die mit dem Schlussbild ihren Höhepunkt erreicht.

Mit dieser ungewöhnlichen Erzählweise verfolgt Babak Anvari den Ansatz, das ‚Monster‘ nur anzudeuten, um damit eine umso größere Wirkung zu erzielen. Was wirklich und vollständig abgeht bei diesen gesichtslosen Wundenjüngern, bleibt im Dunkel. Gleichzeitig wird mehr als deutlich, dass Will dem Wirken dieser Mächte hilf- und chancenlos ausgeliefert ist; eine durchaus lovecraft‘sche Horrorsituation, filmisch umgesetzt mit je einer Prise David Cronenberg und „Hellraiser“.

„Wounds“ ist ein ungewöhnlicher Mix aus Okkult- und Body-Horror. Genre-Fans, die offen für Experimente sind, werden nicht enttäuscht.