Marie Graßhoff: Hard Liquor - Der Geschmack der Nacht (Buch)

Marie Graßhoff
Hard Liquor - Der Geschmack der Nacht
Lübbe, 2021, Paperback, 526 Seiten, 15,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Tycho arbeitet als Barkeeperin in New York. Das ist beileibe kein einfacher Job, zumal sie als Frau ja auch nach ihrer spätabendlichen Schicht nach Hause kommen muss. Da ist es wirklich geschickt, dass sie über ganz besondere Talente verfügt. Ausgelöst durch den Genuss von Alkohol - etwas, das eine Barkeeperin immer zur Hand hat - entwickelt sie übernatürliche Kräfte.

Seit ein paar Wochen nutzt sie diese ganz bewusst nicht nur mehr um sich zu schützen, sondern auch um Jagd auf die Bösewichter der Stadt zu machen. Die Presse feiert sie schon als unbekannte Rächerin der Unschuldigen - etwas, das auch eine höchst geheime Regierungseinheit auf sie aufmerksam macht.

Dass der Agent Grayson sich ihr nähert und ihr Vertrauen erschleicht, nur um sie dann gefangenzunehmen, macht ihr Dasein - interessanter?

Auch Logan, ihr Freund seit Kindertagen, ist um seine Freundin besorgt. Dass sie gleich zwei göttliche Kräfte in sich trägt, rückt sie zudem ins Visier einer Sekte, die ihre Kräfte für ihre eigenen Zwecke nutzen will - ob Tycho dies will oder nicht ,interessiert da niemanden.

So findet sie sich zwischen allen Stühlen wieder. Jeder scheint mehr über sie, ihre Abstammung und ihre Kräfte zu wissen, als sie selbst. Wem nur kann sie vertrauen, an wen soll sie sich halten?


Urban Fantasy nennt man das Subgenre in dem Marie Graßhoffs Auftakt-Roman einer neuen kleinen Reihe angesiedelt ist. Ergo befinden wir uns in der Jetztzeit in dem New York, wie wir es kennen, nur eben, dass unsere Erzählerin und die Figuren um sie herum ein klein wenig anders sind, als wir die Barkeeper im Big Apple sonst kennen.

Die Autorin präsentiert uns einen bunten Mix aus packenden Kämpfen, jeder Menge Geheimnissen und einem Hauch an Romantik. Verpackt hat sie dies in spritzige Dialoge, immer wieder aber auch in Rückblenden in die Vergangenheit ihrer Protagonistin und die sich langsam, fast schon zu zögerlich offenbarenden Geheimnisse. Aufgelockert werden die düsteren Handlungsabschnitte durch die immer wieder eingeschobenen Radio-Kommentare, die sich mit dem aktuellen Geschehen in der Stadt, der Rächerin der Verfolgten etc., auseinandersetzen. Diese oftmals überspitzten Texte lockern die eigentlich dramatische Handlung auf, geben dem Text eine leichte, spritzige Note.

Im rasant aufgezogenen Finale bleiben so einige, fast schon zu viele Fragen offen, muss sich der Leser gedulden, bis es im zweiten Teil hier vielleicht neue, aufsehenerregende Aufklärungen geben wird.

Alles in allem eine leicht und locker zu goutierende Geschichte voller Geheimnisse und Kämpfe - nichts Überwältigendes, aber nett zu lesen und etwas, das den Vergleich zu angloamerikanischen Vorbildern nicht zu scheuen braucht.