Francesca (DVD)

Francesca
Italien/Argentinien 2015, Regie: Luciano Onetti, mit : Luis Emilio Rodriguez, Gustavo Dalessanro, Raul Gederlini u.a.

Rezension von Elmar Huber

Innerhalb kurzer Zeit werden zwei Mordopfer aufgefunden, deren Augen mit Silbermünzen bedeckt sind und bei denen Textauszüge aus Dantes „Göttliche Komödie“ gefunden werden. Aufgrund dieser Symbolik vermutet Inspektor Moretti eine dunkle Vergangenheit der Opfer. Um mehr über den Hintergrund der Texte zu erfahren, befragt er den ehemaligen Schauspieler Visconti. Dieser ist auf einen Rollstuhl angewiesen, nachdem er 15 Jahre zuvor von einem Einbrecher verletzt wurde, der Viscontis Tochter Francesca entführt hat. Es folgen weitere Opfer, und Moretti beginnt, einen Zusammenhang zwischen der Mordserie und dem „Fall Francesca“ zu vermuten.


Über die letzten Jahre hat der Giallo im Heimkino-Bereich (und auch im Festivalbereich) eine kleine Renaissance erlebt, einmal durch die adäquaten Veröffentlichungen klassischer Streifen fürs Heimkino, wie auch durch eine wachsende Zahl sogenannter Neo-Gialli, die die Genre-Anhänger immer wieder erfreuen.

Bei „Francesca“ kann man ebenfalls von einem Neo-Giallo sprechen, obschon man auf inszenatorischer und visueller Ebene kein Werk wie „Tulpa“, „Masks“ oder „Der Tod weint rote Tränen“ erwarten darf. „Francesca“ spielt eine Liga darunter, kann Genre-Fans aber durchaus unterhalten.

Abstriche muss man bei den Schauspielern machen, denen man vielleicht keine Lustlosigkeit vorwerfen kann, aber hölzernes Agieren. Scheinbar unterstützt die Regie die noch, da die Darsteller nicht selten bedeutungsschwanger blickend verharren. Von der deutschen Synchro reden wir nicht.

Auf der Haben-Seite finden sich dagegen die typischen Motive; eine bizarre und (möglicherweise aus Kostengründen gar nicht so sehr) blutige Mordserie, den wiederholten Blick auf die (rot!) behandschuhten Hände des Mörders und artifizielle Kamera-Einstellungen. Ausdrucksvolle Farbspiele oder das Schwelgen in kunstvollen Dekors müssen hier ausbleiben, stattdessen setzt Regisseur Luciano Onetti auf hohe Kontraste.

Die Story, die im Genre oft zweitrangig ist, entwickelt sich nach einem schockierenden Auftakt überraschend geradlinig und nachvollziehbar, wartet mit überraschenden Wendungen und einer typisch gialloesken Auflösung auf, die gleich eine doppelte Überraschung mitbringt.

Die Liebe zur Sache und die sehr gelungene Story gleichen die begrenzten Mittel aus. Für Giallo-Fans ohne zu hoch geschraubte Erwartungen ans Audiovisuelle kann „Francesca“ durchaus empfohlen werden.