Maddrax 571: Wer Zwietracht sät, Lucy Guth & Oliver Müller (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 11. Dezember 2021 10:33

Maddrax 571
Wer Zwietracht sät
Lucy Guth & Oliver Müller
Titelbild: Néstor Taylor
Bastei, 2021, Romanheft, 68 Seiten, 2,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Matthias Hesse
Zwietracht - das kennen wir aktuell, gegen Ende des zweiten Pandemie-Jahres, recht gut aus dem echten Leben. Da die momentane Zerrissenheit unserer Gesellschaft aber nicht so wirklich unterhaltsam ist, bietet der zweite Teil der „Böse“-Trilogie willkommene Abwechslung: Die Bastei-Langzeithelden Matthew Drax und Aruula haben unter Einfluss der Dunklen Stadt die Seiten gewechselt und sabotieren nun die Friedensbemühungen der Hydriten Ei'don und Quar'tol.
In Sub'Sisco, das in der prä-apokalytischen Ära des Maddraxiversums als San Francisco bekannt war und nun die wichtigste Metropole der Fischwesen ist, sollen erste Gespräche zwischen Hydriten und den fleischfressenden Mar'osianern stattfinden, was ein äußerst heikles Unterfangen ist. Hier Zwietracht zu säen (und somit für des Teufels Scheuer zu arbeiten, um das Sprichwort zu komplettieren), ist also für jeden ernstzunehmenden Schurken das Gebot der Stunde. Die geeinten Hydriten könnten den Menschen ein wichtiger Verbündeter im Kampf gegen die Dunklen sein, und das gilt es für Matt und Aruula zu verhindern.
Diese schlichte, aber ergiebige Prämisse liegt also dem aktuellen Heft zugrunde; Lucy Guth und Oliver Müller machen einen gelungenen Serienbeitrag daraus. Eine für mich verblüffende Leseerfahrung war sicher, dass die Schockwirkung über die radikale Gesinnungsänderung des Titelhelden sich recht zügig abgeschliffen hat, die neue Rolle von mir als gegeben akzeptiert und die - teils rührend überforderte - Nebenfigur Quar'tol jetzt halt der Gute ist. Ein Grund dafür ist, dass die erste Hälfte der Episode äußerst launig daherkommt und es erst spät ans Eingemachte geht.
Beschreibungen der hydritischen Großstadtkultur, ihrer Sprichwörter, Typen, und sogar ihrer Haute Cuisine bieten eine Menge comic relief; auch die simple Mechanik, nach der die Zersetzungspläne des fiesen Pärchens immer wieder funktioniert, lässt an den genialen Spaltpilz Tullius Destructivus aus „Streit um Asterix“ denken. Das alles ist also herrlich comichaft zu lesen, hat auch den beiden Schreibenden erkennbar Spaß gemacht und bringt zahlreiche Szenen, in denen die neuentdeckte Lust am Bösen plastisch und spürbar wird.
Bei soviel Leichtigkeit bekommt die Episode die Kurve zu einem dramatischen Showdown nur knapp. Aber sie bekommt sie immerhin. Denn irgendwann, so will es die Dramaturgie, geht doch was schief, und es wird eng für die Protagonisten. Daher wäre „Wer Zwietracht“ sät für einen Einzelroman wohl einen Hauch zu seicht; als Mittelstück einer Trilogie aber, die mit den Fans der Serie ohnehin nicht zimperlich umgeht, ist sie genau richtig am Platz.