Benedict Jacka: Die Mörder von London - Alex Verus 7 (Buch)

Benedict Jacka

Die Mörder von London

Alex Verus 7

(Burned, 2016)

Übersetzung: Michelle Gyo

Titelbild: Max Meinzold

Blanvalet, 2021, Taschenbuch, 476 Seiten, 10,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Alex Verus hat sich Zeit seines Lebens mit Obrigkeiten angelegt. Einst, lange ist es her, wurde er von einem Schwarzmagier ausgebildet - hat er doch die magische Gabe der Vorhersehung. Sprich, er kann mögliche Zukünfte vor seinem inneren Auge sehen und entsprechend agieren. Eigentlich eine sehr nützliche, in der magischen Gesellschaft hoch geachtete Gabe - wenn, ja wenn nicht eben jener Schwarzmagier gewesen wäre. Der Rat der Magier, in dem sich die weißen Magier organisiert haben, misstraut ihren Gegnern und damit auch Verus.

Zumal sich unser Hellseher mit seiner aufmüpfigen Art nicht unbedingt Freunde gemacht hat. Immer wieder hat er Honoratioren bloß gestellt, aufstrebende Karrieristen unter den Magiern ausgebremst oder zumindest geärgert - und diese Opfer seiner Integrität sind nachtragend. Nun, was kann einem wirklichen Hellseher schon geschehen fragen Sie? Wie wäre es mit einer Todesstrafe, ausgesprochen durch den Rat? Natürlich könnte er außer Landes fliehen - ob man ihn verfolgen würde - wohl eher nicht.

Doch zunächst versucht er lieb Kind zu machen, bei den Entscheidungsträgern - und wirklich rettet er bei einem Einsatz in Aleppo einigen Wächtern das Leben... allein, die Intriganten haben ihre Fäden geschickt gezogen und der Tötungsbefehl ist nicht aufzuhalten. Alex flieht, hat aber weiterhin keine Ruhe. Dann nehmen seine Verfolger seine wenigen Freunde ins Visier - es heißt, entweder stellt er sich seinen Häschern oder seine Lehrlinge und Freunde werden sterben.


Der siebte von bislang einem Dutzend Alex-Verus-Romanen ist weit düsterer angelegt, als seine Vorgänger. Nichts mehr ist übrig vom unterschwelligen Humor der ersten Teile, von der Aufmüpfigkeit des Davids, der sich mit dem Rat als Goliath anlegt. Alex Verus ist auf der Verliererstraße - und er weiß dies auch. Es ist nur die Frage, wie lange er seinen Häschern entkommen kann; die Tatsache, dass er seinen Kopf dieses Mal nicht wird aus der sprichwörtlichen Schlinge ziehen können, ist ihm klar.

Diese Grundanlage hat zur Folge, dass das Tempo und die Dramatik des Romans sehr hoch sind. Zeit für die Einführung neuer, handlungsrelevanter Figuren bleibt da nicht, Jacka konzentriert sich auf die Darstellung der Flucht(en) unseres Zynikers.

In diesem Kontext erleben wird Alex Verus das erste Mal, seitdem wir ihn im Auftaktband kennenlernen durften, allein. Abgeschnitten von seinem Netzwerk an moralischer wie tatsächlicher Unterstützung muss er sehen, wo er bleibt, respektive wie er das Schlimmste für die, die ihm nahe sind, verhindern kann. Das offeriert sehr viel Dramatik, konzentriert sich aber ganz auf Alex und die Jagd auf ihn.

Standen die bisherigen Romane auch im Zeichen von faszinierenden Handlungsschauplätzen und der Vorstellung interessanter Figuren, setzt der Verfasser mit diesem Plot seine Handlung auf ein anderes Level. Kann (natürlich wird er, aber wie) Alex überleben? Die Chancen stehen wahrlich nicht gut, er wird getrieben, verfolgt und gejagt, dass man als Leser wahrlich nicht mit ihm tauschen möchte. Das lässt, wie bereits erwähnt, wenig Raum für weitere Charakter-Entwicklung, stattdessen bereitet der Autor in diesem Text die Handlung der nächsten Romane vor. Er setzt seinen Protagonisten auf ein anderes Spielfeld, auch um der Gefahr sich selbst zu wiederholen, zu entgehen.

So ist dies ein Roman, der viel Tempo und Action bietet, der Alex in einen andere Kontext setzt und die Fortsetzung des Zyklus bereitet - und natürlich mit einem wirklich fiesen Cliffhanger endet... Fortsetzung folgt.