Alex Lukeman: Project: Das Auge Shivas (Buch)

Alex Lukeman
Project: Das Auge Shivas
(The Eye of Shiva)
Übersetzung: Peter Mehler
Titelbild: Michael Schubert
Luzifer, 2021, Taschenbuch, 332 Seiten, 12,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Es gibt ja eigentlich wahrlich genügend Krisenherde auf der Welt. Bei den dramatischen Vorgängen in Arabien, Afrika und am Hindukusch wird eine Region gerne übersehen. Wir erinnern uns: Einst gehörten Indien und das später aus diesem herausgelöste Pakistan zusammen. Seitdem Pakistan gegründet wurde und sich dort die überwiegend moslemische Bevölkerung konzentriert hat, droht in der Kaschmir-Region immer wieder ein kalter Krieg heiß zu werden. 

Dass beide Parteien einander voller Hass gegenüberstehen, ist das eine. Dass beide Mächte aber im Besitz von Nuklearwaffen sind, das andere. Sollte es zu einem bewaffneten Konflikt kommen, könnte dieser schnell heiß werden und weit über die Region hinaus die Welt destabilisieren.

Nick Carter von PROJECT, der einzig dem US-Präsidenten unterstellten Geheimdienstorganisation, ist zunächst alleine auf den Philippinen unterwegs. Bei einer Gruppe Terroristen stößt er auf antike Goldmünzen aus dem legendären, verlorenen Schatz der Mogule. Wie passt das zusammen? Geldmittel, die vermutlich aus Pakistan stammend Terrorgruppen auf den Philippinen unterstützen? Kurz darauf wird die indische Botschaft in Manila in die Luft gesprengt, es folgt ein Anschlag auf die US-Botschaft. Alle Hinweise deuten auf Pakistan als Drahtzieher hinter den Terror-Akten - allein, dem ist nicht so.

Ein sterbender Geheimagent will für den Tod von Frau und Kind blutig Rache an Pakistan nehmen. Geschickt von AEON, einem alten Widersacher PROJECTS manipuliert, soll er einen Krieg gegen Pakistan in die Wege leiten - später sollen dann die Raketen in Richtung China fliegen um für weitere Destabilisation zu sorgen. Ein Plan, den es zunächst zu erkennen, später zu verhindern gilt. Ein Plan, der nur von den Agenten PROJECTS vereitelt werden kann.


Alex Lukeman weiß, wie er seine Leser bei der Stange hält. Man nehme ein antikes Überbleibsel - vorliegend das verschollene Auge Shivas, ein Juwel, dem mystische Kräfte nachgesagt werden -, jede Menge Terroristen, Verräter und Verbrecher, reichere selbiges Gemisch mit den alten Widersachern unserer Helden an und schicke diese dann in den Einsatz.

Dass dabei jede Menge Action auf den Leser wartet, ist klar. Geschickt aber ermöglicht es uns der Autor auch, einen - soweit ich dies beurteilen kann - durchaus fundierten Blick auf die Politik und die Machtbalance in einer Region zu werfen, die gegenwärtig bei uns nicht in den Schlagzeilen ist.

Auffallend dann, dass Lukeman beginnt sein Personenkarussell neu auszurichten. Er zeigt uns seine Agenten als alternde Kämpfer, die sich selbst, ihren Einsatz und ihre Fähigkeiten durchaus kritisch hinterfragen. Das heißt ausdrücklich nicht, dass deswegen weniger Kämpfe zu bestreiten, Gefahren zu begegnen und Anschlägen zu entgehen wären. Das Tempo bleibt wie gewohnt sehr hoch, die gefahrvollen Situationen reihen sich aneinander. Aber unsere Figuren beginnen sich, ihre Mission ja ihr Dasein zu hinterfragen.

Ist es wert sein Leben, seine Gesundheit für das Land und einen eher mageren Sold zu riskieren, wenn einem kaum jemand für den aufopfernden Einsatz dankt? Und,wie gehen unsere Helden damit um, dass ihre Körper langsam aber sicher gegen die Anstrengungen aufbegehren und ihnen Grenzen aufgezeigt werden? Durchaus ernste, nachdenkliche Überlegungen, die unsere Figuren hier anstellen.

Insgesamt bleibt das Tempo sehr hoch, wird der Leser bestens an die Seiten gefesselt und warten wir ungeduldig auf das nächste Abenteuer von PROJECT.