Gruselkabinett 174: Der Bluthund, Howard Phillips Lovecraft (Hörspiel)

Gruselkabinett 174
Der Bluthund
Howard Phillips Lovecraft & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Jonas Minthe und Patrick Bach
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2021, 1 CD, ca. 58 Minuten, ca. 8,99 EUR

Rezension von Christel Scheja

Durch die Hochwasser im Sommer ist der Veröffentlichungsplan von Titania Medien etwas durcheinandergeraten. Deshalb macht man erst einmal mit der Ausgabe 174 weiter und liefert die beiden fehlenden Ausgaben 172 und 173 im nächsten Frühjahr nach.

Wieder hat Marc Gruppe eine Geschichte von H. P. Lovecraft adaptiert, eines seiner Frühwerke aus dem Jahr 1924, das nur lose mit dem Cthulhu-Mythos verbunden ist und auch für sich alleinstehen kann.

 

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts haben sich zwei junge Künstler zusammengetan, die sich besonders von dem Schaurigen und Okkulten angezogen fühlen. Den entsprechenden Nervenkitzel verschaffen sie sich vor allem durch das Berauben vergessener und verfluchter Gräber. Eines Tages nun nehmen sie ein Amulett aus einem holländischen Grab mit, durch das sie von nun an keine Ruhe mehr finden. Denn jetzt hören sie in ihrem einsamen Domizil das unheimliche Jaulen einer Bestien - und werden das Gefühl nicht mehr los, verfolgt zu werden.


Dieses Hörspiel ist etwas anders als die anderen, kommt es tatsächlich nur mit zwei Sprechern aus, die die ganze Handlung tragen - den namenlosen Erzähler und seinen Freund St. John, die zwei typische Lebensmänner der viktorianischen Gesellschaft zu sein scheinen. Frei von finanziellen Sorgen können sie ganz offensichtlich ihren Leidenschaften frönen, und die haben es in sich.

Man kann nun in das Verhältnis der beiden Figuren hinein interpretieren, was man will, auch eine homoerotische Beziehung, doch das ist auch nicht das vorrangige Thema der Geschichte; eher wie die beiden jungen Männer aus reinem Nervenkitzel so lange mit dem Feuer spielen, bis sie selbst von der Dunkelheit verschlungen werden und die Geister, die sie riefen, nur noch durch die letzte Konsequenz loswerden.

Und dem ist faszinierend zu lauschen, denn die beiden Sprecher wissen genau, wie sie ihre Texte betonen müssen, um deutlich zu machen, wer der Federführende in der Beziehung ist und wer erst einmal nur der Mitläufer.

Spannung entsteht durch die Dialoge, denn tatsächlich ist hier der Weg das Ziel, nicht das Ergebnis, das von vorneherein klar ist. Auch die Sound-Effekte und die Musik sind wie immer passend gewählt, werden jedoch sehr sparsam eingesetzt.

Mit „Der Bluthund“ wagt Marc Gruppe im 174. Hörspiel eine nur selten genutzte Möglichkeit, um angenehmen Grusel zu erzeugen. Das Kammerspiel mit nur zwei Figuren ist sicher nicht die Sache jedes Hörers, aber wer sich darauf einlässt, kann sich sehr gut von den beiden Sprechern und dem, was sie nur durch ihren Tonfall sagen, einfangen lassen. Denn der ist manchmal bezeichnender als die Worte selbst.