Emily A. Duncan: Unholy - Das schwarze Herz des Winters 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 28. Oktober 2021 12:59

Emily A. Duncan
Unholy
Das schwarze Herz des Winters 1
(Wicked Saints, 2019)
Übersetzung: Regina Jooß
Piper, 2021, Paperback, 446 Seiten, 17,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Carsten Kuhr
Gegensätzlicher können zwei archaische Reiche eigentlich nicht sein. Auf der einen Seite Kalyazin, ein Land, in dem die Götter verehrt werden, dessen Bevölkerung sich diesen willig unterwirft und um deren Segen betet. Auf der anderen Seite Tranavia. Ein Reich, das schon vor Jahrhunderten alle Religion abgeschworen hat, das stattdessen die mittels Blut beschworene Magie an erste Stelle gesetzt hat.
Seit über einhundert Jahren tobt bereits der Krieg zwischen diesen Mächten. Alle Göttermagier, die ihre Kräfte durch die in ihrem Geist sich manifestierenden Gottheiten beziehen, wurden gnadenlos durch die Blutmagier und deren schlimmste Waffe, die Monster, in die sich einige der Blutmagier verwandelt haben, zur Strecke gebracht - grausam gemeuchelt, gefoltert, zerstückelt.
Kronprinz Serefin Meleski hat seine Heimat lange nicht mehr gesehen. Er hat Gerüchte vernommen, dass weit abseits der Front, im unwirtlichen Gebirge, eine letzte Gottesmagierin versteckt leben soll. Er führt seine Truppen tief ins feindliches Gebiet, sucht und findet ein abgelegenes Kloster und heftet sich auf die Fährte der jungen Nadja, der letzten Gottesmagierin.
Es gelingt dieser, begleitet nur von einer Priesterin, zu fliehen. Auf ihrem Weg stoßen sie auf drei andere Flüchtlinge: ein Rebell mit einem finsteren Geheimnis und dessen beide Begleiter. Auf der Flucht vor dem sie gnadenlos hetzenden Kronprinzen müssen sie zueinanderfinden, sich vertrauen und mehr als nur einen gemeinsamen Gegner finden - auch wenn dies sich angesichts ihrer Animositäten als mehr als schwierig erweist.
Einmal mehr liegt der Auftakt einer bislang dreiteiligen High-Fantasy-Reihe vor mir. Inhaltlich geht es realistisch, brutal und schmerzhaft zu. Von lustigen Dialogen, Situationskomik oder trauter Friede-Freude-Eierkuchen-Fantasy ist der Plot weit entfernt.
Die Autorin, die in ihrem Heimatland für mich nicht nachvollziehbar wegen angeblichem Rassismus in diesem Roman angegriffen wurde, schildert uns zwei Reiche, die einander seit über einem Jahrhundert feindlich im Krieg gegenüberstehen. Da kommt es naturgemäß zu Verleumdungen des Feindes, wird gelogen, intrigiert, verzerrt und beleidigt, was das Zeug hält. Dazu kommt, dass beide Reiche erfolgreich mittels ihres jeweiligen Weges Magie beschwören können. Ergo, beide fühlen sich im Recht und nutzen jedes Mittel, um den Konflikt für ihre jeweilige Seite zu rechtfertigen und zu entscheiden. Dass sich die eine Seite vehement gegen Religion ausspricht - eigentlich nur logisch und sicherlich nicht rassistisch bedingt.
Inhaltlich wechselt der Text zwischen zwei Erzählern hin und her. Hier die junge Frau, die mittels dem Perlenkranz um ihren Hals erfolgreich mit den Göttern direkt Verbindung aufnehmen kann und aktiv von diesen Hilfe erhält, dort der Kronprinz, der vom Krieg verroht, gnadenlos die Flüchtige verfolgt. Beide Figuren aber bleiben blass, laden nicht unbedingt dazu ein, in ihre Haut zu schlüpfen. Hierzu gesellt sich, der Rebell, der als Verbindung zwischen beiden Reichen dient, aber auch Geheimnisse satt mit sich trägt.
Das Konglomerat an Rätseln, Action-Szenen und - wenigen - Auflösungen der Geheimnisse liest sich zwar nett, nicht aber unbedingt fesselnd. Dazu tragen die ungewöhnlichen Namen der Agierenden ebenso bei, wie die diffus bleibende Handlungsbühne. Wir erfahren wenig von der Welt, in der die Autorin ihren Plot angesiedelt hat; letztlich zu wenig, um uns dieses Setting wirklich vor unserem inneren Auge vorzustellen.
So ist dies ein Auftaktband, der mich ein wenig enttäuscht hat. Aus durchaus interessanten Ansätzen hat die Verfasserin letztlich zu wenig gemacht. Die Protagonisten blieben mir fern, die Bühne schwammig, die sich anbahnende Love-Story vorhersehbar und die Handlung ohne große, mitreißende Höhepunkte.