Alraune 1: Maritime Schrecken (Magazin)

Alraune 1
Maritime Schrecken
Titelbild: Ernst Wurdack
Wurdack, 2021, A4-Broschüre, 92 Seiten, 7,90 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Es gibt ein neues Story-Magazin - und besser noch, das Teil sieht auch noch so aus, wie man sich früher Magazine vorgestellt hat. Sprich, die Leser erwartet ein A4 großes Heft, in der Mitte geklammert, alles auf Kunstdruckpapier zweispaltig gedruckt und mit ein paar wenigen (zwei) fotorealistischen Innenillustrationen versehen.

Die drei Herausgeber (Silke Brandt, Nils Gampert und Axel Weiß) haben den Verfassern recht freie Hand gelassen; als einzige Vorgabe sollte das toll gestaltete Titelbild aus der Werkstatt Ernst Wurdacks sich thematisch in jeder Story wiederfinden lassen - und, natürlich angesichts des Titels, die Geschichten sollten im, um oder unter Wasser spielen.

Sechs Storys haben es in das Story-Zine geschafft; sechs inhaltlich wie stilistisch ganz unterschiedliche Erzählungen. Es geht um Vorgänge, die unerklärlich sind, die übernatürlich anmuten, die den Leser und/oder den Erzähler erschrecken, ja heimsuchen.


Sei es, dass Flüchtlinge bei ihrem Versuch ihr Land über den Seeweg zu verlassen auf ein Gefängnisschiff stoßen, das ganz bewusst als Opfergabe gedacht untergeht; dass das Opfer einer kleinen Flottille vor dem Skagerrak den angreifenden Inquisitoren letztlich das Fürchten lehrt; es geht um einen Seemann und seinen Sohn, die ein ganz besonderes Verhältnis zum Fährmann der Seelen haben; um eine Barke, die irgendwie zweimal existiert und vom Untergang bedroht ist; um die Tochter eines Feuerschiffwärters, die auf dem Schiff gar erschreckend Merkwürdiges erlebt und um die Jagd nach dem Ei eines Wasserwyrms - was der Wyrmmutter gar nicht gefällt und der Capitana die Begegnung mit einem Sumpf beschert, der nur ein Ziel hat: sie umzubringen…


All diesen Beiträgen ist eines gemeinsam: sie sind originell. Ich zumindest habe Vergleichbares noch nicht gelesen, wurde von der jeweiligen Welt gefesselt, vom Geschehen gepackt und fieberte ob der Schrecken mit den Opfern mit.

Es bleibt der Eindruck, dass man für einen recht geringen Obolus wirklich tolle Geschichten bekommt; „Alraune“ist eine Empfehlung auf jeden Fall wert.

Im ersten Quartal 2022 geht es in der zweiten Ausgabe in fünf Beiträgen dann um das Ende der Welt.