Uwe Laub: Dürre (Buch)

Uwe Laub
Dürre
Heyne, 2021, Paperback, 464 Seiten, 15,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Gunther Barnewald

Deutschland in der nahen Zukunft: Durch die Klima-Erwärmung hat sich eine große Dürre in unserem Land, in der EU und ebenso weltweit ausgebreitet. Nahrung ist Mangelware, Bauernhöfe wurden verstaatlicht, noch bestehende Höfe kämpfen um ihre Existenz.

Der junge Julian Thaler und seine 16jährige Schwester Leni bewirtschaften mehr schlecht als recht einen kleinen Bauernhof in Bayern, den es nur noch gibt, weil deren Vater Georg auf seine Lebenszeit eine Ausnahmegenehmigung zum weiteren Besitz erhalten hat.

Leider lebt der Vater seit einiger Zeit nicht mehr, was die Geschwister mit Hilfe des Hausarztes geheim halten, würden sie doch sonst sofort den Hof verlieren.

Eine Umwelt-App überwacht streng den CO2-Ausstoß eines jeden Bürgers, drakonische Kontrollbeamte überprüfen die Menschen und haben weitreichende Befugnisse. Eine von ihnen ist die brutale und korrupte Dana Kilian, die den Thalers nach einem Brand auf deren Hof bald auf die Pelle rückt und deren Betrug entlarvt.

Die minderjährige Leni muss daraufhin zu ihrem cholerischen, alkoholsüchtigen Onkel Hektor nach Frankfurt ziehen, der hier ein mächtiges Abbruchunternehmen leitet und mit Kilian „kooperiert“ (eigentlich müsste man sagen „korruptiert“, gäbe es dieses Wort). Hier ist Leni in großer Gefahr, und auch Julian nimmt mit allen Mitteln den Kampf um den kleinen Hof auf, und stößt dabei vermittels eines prominenten Hackers auf ein riesiges Netz von Korruption und Betrug, welches die EU erschüttern könnte...


Leider verwendet der Autor viel zu wenig Zeit auf die Schilderung der krassen Einschnitte, welche die Bevölkerung und damit die Zivilgesellschaft erlitten hat. Plakativ werden Menschen im Elend gezeigt, jedoch nur am Rande erwähnt, dass der einzige noch bestehende Supermarkt am Ort nur noch wenige Tage die Woche geöffnet hat und dessen Regale sowieso meist leer sind.

Dazu verleiten die flachen und leider arg klischeehaften Charaktere (entweder tadellos gut oder abgrundtief böse wie Hektor Thaler oder Diana Kilian, oder der übliche geniale Computerhacker) den Leser auch nicht gerade dazu, sich mit diesen identifizieren zu wollen.

Wissenschaftlich ist der Thriller sehr gut recherchiert und vor allem extrem spannend erzählt. Ein sehr unglaubwürdiges Ende diskreditiert die erzählte Geschichte aber leider zudem.

Wären die eklatanten Schwächen nicht, könnte „Dürre“ ein hervorragendes Buch sein.

Gerade ein so wichtiges Thema wie der drohende Klima-Wandel sollte aber vielleicht niveauvoller, prägnanter und weniger oberflächlich und reißerisch erzählt werden (empfohlen wird dem Leser hier die Lektüre von „Sommer im Treibhaus“ des australischen Autors George Turner; obwohl noch aus dem vergangenen Jahrtausend, zeigt dieser Autor mit diesem Buch, wie man glaubhafte Charaktere und Sujets zu diesem Thema entwickeln kann).

So bleibt der Roman eine zwar spannende und wissenschaftlich glaubhaft erzählte Geschichte (zurecht weist der Autor in einem Interview darauf hin, dass alle ökologischen Krisen der Vergangenheit nicht durch den Markt, die Industrie oder den Verbraucher abgewendet wurden, sondern immer durch gesetzlich-lenkendes Eingreifen des Staats bezeihungsweise der Politik; zum Beispiel beim Ozonloch, der Einführung von Katalysatoren, Partikelfiltern, Müllrecycling oder ähnlichem). Sie lässt aber in Vielem zu wünschen übrig und kommt oftmals zu oberflächlich sensationell und klischeehaft daher.

Schade, dieses wichtige Thema hätte sicherlich mehr Sorgfalt und weniger sensationelle Handlung und reißerische Details (zum Beispiel der spektakuläre „Abgang“ von Hektor Thaler) verdient gehabt.