R. L. Ferguson: Abstieg in die Tiefe - Catacombia 1 (Buch)

R. L. Ferguson
Abstieg in die Tiefe
Catacombia 1
(Catacombia I, 2020)
Übersetzung: Christian Dreller
Titelbild: Miriam Wasmus
Ravensburger, 2021, Hardcover, 376 Seiten, 15,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Der dreizehnjährige Sam hatte es nie einfach im Leben. Seine Eltern hat er nie gekannt, seit frühester Jugend wird er von einem staatlichen Waisenhaus ins nächste verfrachtet. Ein einziges Mal hat er so etwas wie Geborgenheit kennengelernt, aber als die Pflegemutter schwer erkrankte ging es zurück auf Los.

Jetzt hat sein bester Freund eine Familie gefunden, die ihn dauerhaft zu sich nimmt. Just an diesem - für ihn so schlimmen - Tag, sieht er in den Nachrichten, dass man beim Tunnelbau für die neue U-Bahnstrecke auf eine offensichtlich uralte, kunstvoll angelegte Mauer gestoßen ist. Die dortigen Verzierungen erinnern Sam frappierend an ein Muttermahl, das auf seiner Brust prangt.

Er weiß, er muss die Mauer sehen. Mitten in der Nacht macht er sich, nur begleitet von seinem vierbeinigen Mischlingshund, auf den Weg.

Als er dabei durch einen Schacht stürzt traut er seinen Augen kaum: Hier, so tief unter der Erde, stößt er auf eine grüne Stadt unter einem blauen Himmel, auf Menschen, die in hochtechnisierten Fluggeräten unterwegs sind und die diese mittels Gedankenkraft bedienen - und Zauberer, die gibt es auch…


R. L. Ferguson legt mit diesem Band den Auftakt einer neuen Jugendbuch-Trilogie vor. Das Buch richtet sich an Leserinnen und Leser ab 10 Jahren und bietet diesen entsprechend aufbereiteten Lesestoff. Soll heißen, die Kapitel sind jeweils recht kurz gehalten, stilistisch bietet sich der Text eher „einfach gestrickt“ an.

Geschickt versucht der Verfasser, die Lesenden mit einem altersentsprechenden Protagonisten in die Handlung zu ziehen. Erstaunlicherweise geht Ferguson dabei wenig auf die traumatische Kindheit Sams ein, sein Schicksal wird recht schnell und sachlich dargestellt, ohne groß auf die Tränendrüse zu drücken.

Der Autor konzentriert sich gänzlich auf seine unterirdische Welt. Hier aber kann er sich nicht recht entscheiden; es gibt Magie, die Zauberer aber bleiben zunächst weitgehend im Hintergrund. Stattdessen präsentiert er uns eine hochtechnisierte Welt, die im Einklang mit der Natur existiert und diese ressourcengerecht und -bewusst nutzt.

In diese ihm so fremde Welt muss sich Sam erst einfinden. Er geht auf die Schule, ist baff erstaunt ob der Dinge, die seine Mitschüler bereits können, die er aber erst noch lernen und akzeptieren muss. Hier bekommt er es mit Fremdenfeindlichkeit, Vorurteilen und Ablehnung zu tun - wichtige Themen, gerade für ein Jugendbuch.

Zum Finale hin zieht dann das Tempo noch einmal merklich an, wird die Handlung des nächsten Teils vorbereitet und bekommt der Plot auch noch einige faszinierende Ideen und Neuerungen spendiert.

Alles in allem ein Buch, das für die Zielgruppe angenehm zu lesende Unterhaltung bietet, das aber zu Beginn zu wenig aus seinem Potential macht, bevor er zum Ende hin dann durchstartet.