Jörg Kastner: Hadschi Halef Omar (Buch)

Jörg Kastner
Hadschi Halef Omar
Titelillustration von Carl-Heinz Dömken
Karl May Verlag, 2010, Hardcover, 448 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 978-3-7802-0190-4

Carsten Kuhr

Basierend auf seiner Novelle „Die Oase des Scheitans“ hat Thriller- und Historien-Spezialist Jörg Kastner die Vorgeschichte zu Karl Mays Reiseerzählung „Durch die Wüste“ verfasst. Wer war Hadschi Halef Omar, der Freund und langjährige Begleiter Kara Ben Nemsis, und wie haben sich die beiden so ungleichen Männer wohl kennengelernt? eine Frage, die Karl May selbst seinen Lesern nicht beantwortet hat, und die Kastner nun nachreicht.

Die erste Begegnung der beiden sympathischen Helden findet, wie kann es anders sein, an einem wahrhaft exotischen Ort statt. Algier, das Tor zur Wüste, sieht nicht nur den großen Mann mit seinem Henrystutzen anlanden, sondern verschafft diesem, im ersten Aufeinandertreffen mit dem kleinen, quirligen Halef, auch zu seinem Namen, der ihn gleich noch dem bedeutenden österreichischen Stamm der Nemsis angliedert. Noch in den Soukhs der Hafenstadt Algier begegnet er nicht nur dem Führer und Freund zukünftiger Abenteuer, sondern auch den Schergen El Agreb el Aswads, des Anführers der Schwarzen Skorpione.

Die Sahara, eine der größten Wüsten der Welt, sieht einmal mehr eine Expedition, die ihr ihre Geheimnisse entreißen will. Unter französischer Führung macht sich eine Karawane auf, den Weg zur legendären Oase des Scheitans zu suchen. Feindliche Beduinen, Sandstürme, Fata Morganas und verräterische Fremdenlegionäre, dazu unser Weltenbummler Kara Ben Nemsi und natürlich Hadschi Halef Omar – die Ingredienzien für einen wahrhaft packenden Roman sind allesamt vorhanden. Dabei klebt der Verfasser nicht etwa sklavisch an den Vorbildern Karl Mays, sondern sucht ganz bewusst eigene Wege. Schon in seinem ersten Afrika-Roman, „Das Wahre Kreuz“ (Droemer Knaur Verlag), hat Kastner gezeigt, dass er ein Faible für den Norden des schwarzafrikanischen Kontinents hegt. Diese Zuneigung kann er vorliegend noch einmal, und dieses Mal wesentlich überzeugender und packender, frönen. In liebevoll eingestreuten Fußnoten und Erläuterungen lässt er immer wieder arabische Begriffe und Erklärungen in seinen Text einfließen, unterhält packend und mitreißend mit einer abenteuerlichen Handlung, die Karl May selbst sich nicht besser hätte erdenken können.

Das Buch, das sich äußerlich ganz an die May-Edition anpasst ist gewohnt sorgsam verarbeitet, und wird dem Freund spannender Wüstenabenteuer mit echten Helden, finsteren Bösewichten und jeder Menge Geheimnisse einige sehr vergnügliche Lesestunden verschaffen. Herz, was willst Du mehr?