Abigail McDaniels: The Uprising - Der Selbstmordpakt (Buch)

Abigail McDaniels
The Uprising - Der Selbstmordpakt
(The Uprising, 1994)
Übersetzung: Heiner Eden
Titelbild: Richard Newton
Festa, 2021, Hardcover, 396 Seiten, 34,99 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Willkommen in Maple Glen, einem kleinen Städtchen im ländlichen Nirgendwo der USA. Hier, wo die Fluktuation der Einwohner quasi nicht existent ist, wo die Nachbarn Jahrzehntelang dieselben sind, man sich, die Sorgen und Nöte der Miteinwohner kennt, ist die Welt noch in Ordnung. Es herrscht Anstand und Sitte, Verbrechen sind fast unbekannt.

In der örtlichen Highschool versuchen die engagierten Lehrer, zumeist erfolgreich, ihren Schülern Bildung zu vermitteln, die Homecoming-Queen der Cheerleaders und der Quarterback der Football-Mannschaft sind liiert.

Diese ach so heile Fassade bekommt eines Nachts Risse - nein, genauer gesagt, wird die Stadt, ihre selbstgerechten, gottesfürchtigen Einwohner aus ihrer Lethargie gerissen.

Ein ganzes Dutzend Teenager der Highschool begeht in dieser Nacht Selbstmord. Die Suizide finden an unterschiedlichen Orten statt, die Art des Freitods differiert, doch die Tatsache, dass die einander kaum näher kennenden Jugendlichen sich alle umgebracht haben, schockiert und lähmt die Stadt.

Ein paar Wochen später beginnt es: Insbesondere in der Highschool hat man das Gefühl, beobachtet zu werden, es kommt zu unheimlichen Vorkommnissen.

Die Toten melden sich zurück - ihnen wurde Macht versprochen, so sie ihrem Anführer mit ihrem Opfer selbige zukommen ließen - ein Versprechen, das nicht gehalten wurde, ein Pakt, dessen Einhaltung sie nun erzwingen wollen…


In den 80er und 90er Jahren des letzten Jahrhunderts waren vergleichbare Romane en vogue. Die Verfasser kredenzten uns immer vergleichbare Szenarien: die scheinbare Idylle einer pittoresken Kleinstadt im ländlichen Amerika, das Böse, das sich hier breit macht, Figuren, die einem überschaubaren Karussell entnommen werden.

Highschool-Lehrerinnen und -Lehrer, Jugendliche aus gut bürgerlicher Existenz, ab und an ein rebellischer Renegat - der böse Bube unter den Heranwachsenden -, ein paar lächerlich kleine Skandale (Betrug/Sex) der Honoratioren - das Schema war weit verbreitet und wohl erprobt.

Abigail McDaniels greift auf eben diese Stereotypen zurück, fügt noch eine - nicht ganz überzeugende - Referenz um einen jungen Nazi-Anführer hinzu, fertig ist der Roman.

Soll heißen, dem erfahrenen Horror-Leser erwartet ein Plot, den er in vergleichbarer Weise schon öfters goutieren durfte. Leider fügt die Autorin dem Bekannten sehr wenig Neues, Eigenes hinzu.

Das soll nicht heißen, dass sich der Roman nicht angenehm flüssig lesen würde, nur das Allermeiste davon gab es bei anderen, handwerklich besseren Autoren bereits. Auffällig auch, dass die Autorin immer wieder unnötige Passagen einstreut, die das Tempo aus dem Plot nehmen.

Dabei lässt die Verfasserin ihr Können ab und an aufblitzen. Etwa bei der Beschreibung der Mutter eines der Opfer, die den Tod ihrer Tochter nicht akzeptieren kann, nicht realisieren will. Sie deckt weiterhin für ihr Kind auf, kauft für sie ein, ja bringt dieser die scheinbar zu Hause vergessenen Bücher in die Schule. Hier schaffte es McDaniels, mich innerlich anzusprechen, zu berühren. Die tiefe Wunde, die der unbegreifliche Suizid bei den Verwandten immer hinterlässt, wird hier geradezu exemplarisch begreifbar gemacht.

Letztlich ist dies aber ein Roman, der, ausgestattet mit dem Originaltitelbild der US-Ausgabe aus den 90ern, in der „Pulp Legends“-Reihe gut aufgehoben ist. Ein Roman, der ganz der Tradition der Werke der damaligen Zeit entspricht.