Witchblade 4 (Comic)

Ron Marz
Witchblade 4
Fast ein Mensch
(Witchblade 131 – 136, 2009/10)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration und Zeichnungen von Stjepan Sejic
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 132 Seiten, 16,95 EUR

Von Irene Salzmann

Mittlerweile verfügt Sarah Pezzini wieder über die ganze Macht der Witchblade, während Danielle Baptiste zur Trägerin der Angelus-Kraft wurde. Beide Frauen müssen ihr Leben, nach allem, was passiert ist, neu organisieren. Dani zieht mit ihrer Freundin Finch nach New Orleans, und Sarah versucht, mehr Zeit für ihren Partner und Freund Patrick Gleason, ihre kleine Tochter Hope und ihre Schwester Julie, die aus dem Gefängnis entlassen wurde und bei ihr wohnt, zu haben.

Neue Ärgernisse finden Sarah jedoch regelmäßig, ob das nun ein kleiner Gauner ist, der ein Mädchen als Geisel bei sich hat, ein mythisches Wesen, das angeblich Kinder entführt – oder die geheimnisvolle Aphrodite IV, die schon einmal versuchte, Sarah zu töten, diesmal aber einem anderen Auftrag nachgeht, dessen Ausführung Sarah verhindern will. Sie appelliert an die menschliche Seite des Cyborgs, doch hat Aphrodite IV überhaupt eine?

In „Witchblade“ 4 wird den Lesern eine komplette Storyline geboten beziehungsweise wurden hier drei in sich abgeschlossene Mini-Zyklen zusammengefasst, die man ohne Vorkenntnisse gut lesen kann und die so gut wie keine Fragen offen lassen. Sarahs Begegnung mit einem einfachen Verbrecher und ihr Bemühen, ihr Privatleben in den Griff zu bekommen, markieren einen Neuanfang nach dem „Krieg der Witchblades“. Im Anschluss ist ihr ein Team-Abenteuer mit Patrick vergönnt, denn auf Worte müssen auch Taten folgen. Die titelgebenden Episoden „Fast ein Mensch“ bringen neben Aphrodite IV (die Serie „Aphrodite IX“ wurde von David Finch gezeichnet, auf den auch Danis Freundin Finch anspielt) Argent, einen Charakter aus „Hunter Killer“, und mit der feindlichen Organisation Cyberdata, die unter anderem in der Serie „Cyberforce“ Auftritte hatte (beide Reihen wurden von Marc Silvestri geschaffen), weitere den Insidern vertraute Figuren und Konflikte ins Spiel. Vordergründig werden spannende Geschichten erzählt, doch die tiefergehende Handlung konzentriert sich auf die Veränderungen, die Sarah durch den Einfluss der Witchblade durchmacht und die negative Auswirkungen auf ihre Beziehungen zu anderen Menschen hat. Da sie selber erkannte, dass die Witchblade sie zu kontrollieren versucht, bemüht sich Sarah, dem gegenzusteuern. Auch Patrick fragt sich, wieviel sie immer noch sie selbst ist und was noch in ihr wohnt. Sie ist „Fast ein Mensch“ – und das gilt auch für den Cyborg Aphrodite IV, die zwar ihre Programmierung hat, in einem gewissen Rahmen jedoch eigene Entscheidungen treffen und durchaus Recht und Unrecht unterscheiden kann. Sie hält Sarah den Spiegel vor, denn auch die Polizistin könnte ein programmierter Killer werden, falls die Witchblade die Oberhand gewinnt.

Die interessanten und actionreichen Abenteuer werden von Stjepan Sejic in Szene gesetzt. Seine ansprechenden Illustrationen erinnern an eine Foto-Story, da sie rundweg am PC erstellt wurden. Während die Hintergründe sehr realistisch wirken, schwächeln die Figuren, da auch den modernsten Programmen Grenzen gesetzt sind, was sich durch die Ähnlichkeit der Gesichter, der immer gleichen Mimik, kleinen Fehlern bei Anatomie und Perspektive zeigt. Die Figuren wirken seelenlos im Vergleich zu den mit Hand gezeichneten Grafiken. Aber was gefällt, ist nun mal Geschmacksache.

„Witchblade“ 4 überzeugt aufgrund der abgeschlossenen Handlung, der auch Leser, die die vorausgehenden Hefte nicht kennen, folgen können und die schönen Bilder. Wie immer ist auch die Gestaltung des Bandes – Paperback mit Klappenbroschur, Kunstdruckpapier, sauberer Druck, Cover-Galerie – gelungen. Sammler spannender Comics dürfen ohne Vorbehalte zugreifen.