Veronika Bicker: Flucht durch den Weltenriss (Buch)

Veronika Bicker
Flucht durch den Weltenriss
Titelbild: Ernst Wurdack
Wurdack, 2021, Paperback, 262 Seiten, 13,95 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Das Reisen zwischen den Welten ist inzwischen zu Routine geworden. Da die das Besuchen anderer Welten erst ermöglichenden Weltensteine sehr schwer sind, nutzen die Wanderer für ihre Überquerungen in aller Regel Schiffe. Über allem wacht der Weltenrat, der nicht nur die Ausbildung der Wanderer sondern auch die Be- und Überwachung durch Gardisten sicherstellt.

Niano ist ein solcher Gardist. Im Auftrag des Rates verfolgt er eine Flüchtige. Einst war diese, Madrey, selbst eine Wanderin, hat in der Akademie ihr handwerkliches Rüstzeug gelernt und bei ihrem Förderer geforscht. Dass dieser sich verbotenem Terrain zuwandte und dass er in der Folge brutal ermordet wurde, macht sie zur flüchtigen Verdächtigen.

Verfolgt von Niano reist sie von einer Welt zur nächsten, ist sie doch der bezichtigten Tat unschuldig. Um zu beweisen, dass sie keine Mörderin ist, muss sie den wahren Täter aufspüren - wahrlich keine einfache Aufgabe, noch dazu wenn man gnadenlos gehetzt wird. Doch auch ihrem Verfolger kommt die Vorverurteilung langsam komisch vor - wer aber steckt hinter der Bluttat und warum wurde der Gönner umgebracht?


Die Idee, durch sogenannte Weltentore das Multiversum und/oder andere Planeten zu bereisen und zu erkunden, ist nicht neu. Die Verfasserin schmückt ihren Ausgangspunkt mit dem Vehikel „Weltenstein“ der alleine das Reisen ermöglichen soll, geschickt aus. Sie beschreibt ein Monopol, und wie bei jedem beschränkten Zugriff versucht derjenige, der diesen besitzt, naturgemäß Forschungen, die andere Öffnungsmöglichkeiten bieten würde, zu unterdrücken. Insoweit ist die Grundanlage des Romans interessant.

Der Plot selbst wird auf zwei Handlungs- und Zeitebenen präsentiert. Zum einen verfolgen wir Madrey, die vermeintliche Mörderin, wie sie das spätere Opfer kennenlernt, von diesem ausgenutzt und getrietzt wird. Zum anderen verfolgen wir die Jagd des Gardisten Niano nach der Verdächtigen. Beide Figuren bleiben ein wenig blass. Während Madrey noch den Nimbus des unschuldigen Opfers für sich reklamieren kann und so Sympathiepunkte sammelt, wird uns Ninano zu Beginn als kompromissloser, etwas aufgeblasener Jäger vorgestellt.

Im Verlauf der Jagd lernen wir einige der Welten kennen, bekommen nach und nach einen Einblick in die Mechanismen des Rats und folgen unseren Erzählern in ihre Abenteuer.

Der Auftakt bot sich etwas umständlich an, es dauerte ein klein wenig, bis sich mir die Schöpfung der Autorin erschloss, dann aber kam Tempo und Spannung auf.

So ist dies ein interessanter, wohltuend kurz gehaltener Roman, der nach einem etwas zögerlichen Beginn gut unterhält.