Margarita Liberaki: Drei Sommer (Buch)

Margarita Liberaki
Drei Sommer
Arche Literatur Verlag, 2021, Hardcover, 388 Seiten, 24,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Margarita Liberaki wurde 1919 in Athen geboren, wuchs aber bei ihren Großeltern auf, die einen Verlag und eine Buchhandlung führten. Obwohl sie Jura studierte, wandte sie sich früh dem Schreiben zu und veröffentlichte 1945 den hier vorliegenden Roman „Drei Sommer“.

Sie heiratete zwar, ließ sich aber nach der Geburt ihrer Tochter wieder scheiden und zog nach Paris. Bis zu ihrem Tod im Jahr 2001 kehrte sie aber auch immer wieder nach Athen zurück. Noch heute zählt sie zu den wichtigsten griechischen Autorinnen.

 

Drei Sommer werden die anfangs sechzehn Jahre alte Katarina prägen, ihren eigenen Weg zu gehen. Sie lebt wie ihre Schwestern Infanta und Maria mit dem Großvater und der Tante auf einem Landgut in der Nähe von Athen und genießt die unbeschwerte Zeit, in der sie kaum Sorgen und Nöte hat. Doch langsam aber sicher müssen die Schwestern sie auch erwachsen werden und sich für einen Lebensweg entscheiden. Alles hat seine Tücken: die Ehe mit einem Mann ebenso wie das freie und selbstbestimmte Leben. Vor allem Katarina steht in diesem und den beiden kommenden Sommern vor der Frage, was sie eigentlich machen will; heiraten wie ihre älteste Schwester Maria, die einen recht traditionellen Weg beschreitet und schon bald Kinder hat, oder wie Infanta, die weiter wild und unabhängig bleibt. Erschwert wird alles dann noch durch die gefühlte erste Liebe.


Auch wenn das Buch vor nunmehr 75 Jahren erschien, so spricht es doch Themen an, die heute noch aktuell sind. Denn nach wie vor stehen viele Frauen vor der Frage, wie gut sie ein selbstbestimmtes Leben mit Mann und Kindern verbinden können - und was dann letztendlich mehr zählt. Gerade Mädchen im Teenager-Alter müssen sich das überlegen.

Das Buch mag zwar in den 30er Jahren angesiedelt sein und vielleicht auch ein paar autobiographische Züge der Autorin enthalten, bleibt aber erstaunlich zeitlos, da fast alle zeitpolitischen Elemente ausgeklammert sind und sich die Handlung ganz auf den direkten Umkreis der Hauptfigur konzentriert.

Die kleine Welt der Dorfgemeinschaft, in der jeder jeden kennt und in der es auch eine gewisse Hackordnung gibt, erscheint heil und harmlos, so dass die jungen Frauen die Gelegenheit haben, sich für einen Weg zu entscheiden.

Dennoch merkt man auch den Druck, der gelegentlich ausgeübt wird, scheint die Ehe doch immer noch das erstrebenswerte Ziel jeder Frau zu sein. Gerade Maria gibt schnell nach und erlebt so alle Höhen und Tiefen an der Seite eines Mannes, den sie eigentlich schon seit Kindertagen schätzt und mag.

Das Buch endet bewusst offen, damit die Leserinnen sich selbst überlegen können, welchen Weg Katarina wohl einschlagen wird. Das Ganze regt jedenfalls zum Nachdenken und Hinterfragen an.

Da stört es auch nicht, dass die Handlung selbst eher beschaulich erzählt wird. Aber sie verkommt auch nicht zu einem Liebesroman, denn romantische Gefühle sind nur ein Aspekt mit dem Katarina und ihre Schwestern auf dem Weg zum Erwachsenwerden konfrontiert werden. Auch wenn vor achtzig und mehr Jahren alles viel konservativer war, vieles findet sich auch heute wieder.

„Drei Sommer“ ist trotz seines Alters ein zeitloser und moderner Roman, der sich mit den prägenden Jahren im Erwachsenwerden einer jungen Frau beschäftigen. Denn Vieles, was dort angesprochen wird, ist aktueller denn je. Da macht es auch nichts aus, dass die Geschichte bewusst magisch aus der Zeit gerückt wurde und auf den ersten Blick eine längst vergangene und beschauliche Idylle zeigt. Denn dieser Aspekt hebt die wichtigen Aussagen der Coming-of-Age-Geschichte deutlicher hervor.