Rudi Zötsch: Löchtenberger und der Uhrturmschatten (Buch)

Rudi Zötsch
Löchtenberger und der Uhrturmschatten
2020, Taschenbuch, 572 Seiten, 18,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezensionen von Christel Scheja

Rudi Zötsch ist noch neu im Krimi-Genre und versucht mit seinem Debüt ein Zeichen zu setzen, denn Michael Theresia Löchtenberger ist alles andere als der solide und bodenständige Kriminalkommissar, wie wir ihn aus vielen Serien und Romanen kennen.


Nach Jahren in Wien kehrt Löchtenberger in seine Heimat Graz zurück, um dort eine Sonderkommission zu übernehmen, die knifflige Mordfälle lösen soll. Als Neuer muss er sich natürlich zuerst einmal zurechtfinden und mit seinen Leuten vertraut machen - und da gibt es tatsächlich eine Überraschung.

Aber nach nicht einmal einem Tag gibt es bereits einen Mord, den es aufzuklären gilt - und der hat es in sich, denn der Killer versteht sein Handwerk - so als würde er das nicht das erste Mal tun…

Die Ermittler bekommen jede Menge zu tun, denn Spuren zu sichern ist alles andere als einfach. Und sie ahnen nicht, dass sie dem Täter näher sind als sie glauben.


Die Geschichte ist vielleicht nicht neu, aber psychopathische Serienkiller, die auch noch Einiges an Raum bekommen damit der Leser deren Gedanken erfahren kann, machen sich immer gut, sorgen für den nötigen Grusel-Faktor - und der wird hier zur Genüge ausgereizt. Auf der anderen Seite steht ein illustres Team von Ermittlern, das sich erst einmal noch zusammenraufen muss.

Der Held ist ziemlich von sich selbst eingenommen, nicht immer ganz gesetzeskonform und schon gar nicht bodenständig, aber dennoch gewitzt und sympathisch, weil er in Vielem eher menschlich wirkt und auch schon einmal Fehler begeht. Zudem schleppt er kein düsteres Trauma mit sich herum.

Ihm zur Seite stehen seine Kollegen, die ihre eigenen kleinen Macken haben, auch wenn sie nicht so sehr ausgearbeitet sind und ihn wunderbar ergänzen. Sie sind ebenfalls sehr glaubwürdig gehalten, so dass man sich ihnen verbunden fühlt.

Ihre Ermittlungsarbeit wechselt sich mit den Kapiteln aus der Sichtweise des Täters ab, so dass die Handlung sich auf beiden Ebenen gut entfalten und entwickeln kann.

Die Geschichte ist flott geschrieben, nimmt sich stellenweise nicht ganz so ernst und bringt deshalb auch eine gewisse Leichtigkeit in das Geschehen, so dass man ein paar schräge Entwicklungen gerne hinnimmt, die nicht ganz so üblich für einen klassischen Krimi sind. Am Ende bekommt man deshalb durchaus Lust auf weitere Abenteuer der Grazer, die sich jetzt nach diesem ersten Fall wunderbar aufeinander eingespielt haben.

„Löchtenberger und der Uhrturmschatten“ ist ein inhaltlich solider, modern und unterhaltsam geschriebener Krimi, der die Spannung durch ein gelungenes Wechselspiel aus Tätersicht und Ermittlungsarbeit aufbaut, dabei aber auch menschliche Momente und vor allem den Humor nicht vergisst, so dass die Handlung bis zum Ende kurzweilig bleibt.