Eva Gold: Die ewige Geliebte (Buch)

Eva Gold
Die ewige Geliebte
Blue Panther Books, 2020, Taschenbuch, 166 Seiten, 12,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Im Alltag arbeitet die Mittdreißigerin in Köln als Finanzberaterin, doch ihr ‚jüngeres‘ Alter Ego Annett verdient noch mehr Geld als Edel-Escort und hat meist auch sehr viel Spaß dabei. In „Die ewige Geliebte“ erfährt das Publikum, was in der Jugend der Protagonistin Tragisches geschehen ist, welche Motivation sie seither antreibt, zwei verschiedene Leben zu führen, wie sie diese in einer Beziehung unter einen Hut zu bringen versucht und was sie in der Zukunft noch zu erreichen hofft.

 
Die einzelnen Kapitel werden aus Annetts Perspektive und in Ich-Form erzählt. Dabei springt die Autorin Eva Gold, von der (unter diesem Pseudonym) bislang nur der vorliegende Roman bei Blue Panther Books erschienen ist, chronologisch hin und her, woraus der nahezu autobiografische Inhalt eine gewisse Spannung zieht, denn viele Erklärungen, warum Annett dies oder das tut, werden nicht unmittelbar, sondern zu einem späteren Zeitpunkt gegeben.

Das gibt dem Buch eine gewisse Würze, weil eine Steigerung nicht vorhanden ist, weder durch eine Chronologie noch in Form der Praktiken, die den Kunden offeriert werden. Diesbezüglich ist Annett sehr vielseitig, denn sie bietet flotte Dreier, Anal und andere Spielarten an, die nicht alle ihre Kolleginnen im Repertoire haben. Ein Grund, weshalb sie einen treuen Kundenstamm hat, gern gebucht wird und oft ein generöses Trinkgeld erhält.

Die Episoden werden kurzweilig erzählt; es ist, als säße man Annett gegenüber und hört ihr zu. Mit der Zeit geht sie dem Leser jedoch auf den Wecker, weil sie immer wieder betont, wie hübsch, für ihr Alter gut erhalten und intelligent sie sei, dass sie sich nicht mehr von Männern ausnutzen lassen, sondern ihren Spaß haben und deren Fetische für sich ausschlachten will. Zwischen den Zeilen liest man, dass sie nicht wirklich froh ist, wie ihr Leben verlaufen ist, und dass sie weiß, dass ihre Tage als Escort-Star gezählt sind, dass ein konventionelles/konservatives Familienleben wohl nicht mehr möglich ist. Das heißt, sie belügt sich selbst, solange das möglich ist. Obendrein irritiert das letzte Kapitel „Mein eigentliches Geheimnis“. Würde man hier ins Detail gehen, wären die vier Seiten überbewertet. Einziger Verbindungspunkt zum Vorherigen ist die Location, alles andere ist Spekulation. Ein anderes, angemessenes Ende hätte den Titel aufgewertet.

„Die ewige Geliebte“ ist ein kurzweiliger Roman aus dem Escort-Milieu, vermutlich mit persönlichem Hintergrundwissen, nicht zu deftig, aber irgendwie unrund, denn das Buch liest sich wie eine Abrechnung.