Jannis Raptis: Der Fall des Kaisers - Elasphera 1 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 30. April 2021 11:13

Jannis Raptis
Der Fall des Kaisers
Elasphera 1
Edition Federleicht, 2020, Taschenbuch, 876 Seiten, 19,00 EUR (auch als eBook erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Jannis Raptis wurde 1991 als Sohn griechischer Eltern geboren und lebte in Deutschland und Belgien, bis es ihn für sein Musik-Studium nach Wien verschlug. Er arbeitete als Gitarrist und hat sich mittlerweile darauf spezialisiert, die Tradition der Troubadoure wieder aufleben zu lassen. Nebenbei schreibt er auch noch. „Der Fall des Kaisers“ ist sein Debüt und der erste Band der „Elasphera“-Trilogie, an der er seit fünfzehn Jahren arbeitet.
Das Kaiserreich im Osten strahlt sei Jahrhunderten Frieden und Macht aus, aber nun ist die Zeit des Niedergangs gekommen, denn der letzte Kaiser ist schon alt und sein Sohn nicht zum Regieren geboren. Das weckt natürlich die Begehrlichkeiten unter den Reichen und Adligen im Senat, denn jeder, der nach der Krone giert, schart Anhänger um sich und beginnt zu intrigieren.
Und als sei das nicht schon genug, tritt nun auch eine dunkle Prophezeiung ein, die die Ankunft einer drohenden Gefahr verheißt. Nur wenige bekommen eine Ahnung von dem was sie erwarten könnte, ihre Warnungen verhallen erst einmal im Wind.
So kann die schwarze Schlange unbemerkt in das Herz des goldenen Kerindai eindringen und ihre dunkle Saat ausstreuen…
Man merkt die Begeisterung des Autors für das Geschichten-Erzählen und vor allem dieses Epos, an dem er schon so lange arbeitet. Denn er versucht die Leser wie ein guter Bänkelsänger mit in die Handlung zu ziehen und so zu begeistern, dass diese das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollen.
Das gelingt leider nur zum Teil, denn die erste Hälfte des Romans liest sich sehr zäh, viele Schauplätze, schnelle Szenenwechsel und eine große Zahl von Figuren, deren Wichtigkeit man noch nicht einschätzen kann, machen es schwer, dem Geschehen zu folgen. Hier wäre es vielleicht besser gewesen, länger an den einzelnen Orten zu verweilen, damit die Leser einen Zugang zu den entsprechenden Szenarien und Haupt-Charakteren finden. So bleiben anfangs nur die Entwicklungen im und um den Kaiser im Gedächtnis; der sieht durchaus, dass sein Sohn unfähig ist und der Rat ihm langsam aber sicher die Macht zu entziehen beginnt - was später natürlich in Krieg gipfelt.
Immerhin erfahren die Leser mehr als die Protagonisten; sie wissen sehr schnell, dass eine andere, dunkle Macht - ein Halbgott - einen Teil der Intriganten steuert, um seine eigenen Pläne in die Tat umzusetzen. Dazu kommen unzählige kleine Schauplätze, die die Welt ein wenig mehr beleben sollen, aber doch recht schwammig bleiben - es tauchen zwar Elfen und andere Rassen auf, deren Kultur aber nur angedeutet wird, da sich der Autor mehr auf die Figuren konzentriert und denen seine ganze Aufmerksamkeit widmet.
Die Geschichte ist insgesamt aber flott und ansprechend geschrieben, in den Szenen zeigt der Autor, was er wirklich kann - aber der Roman selbst hat seine Schwächen, kommt er doch anfangs nur schwer in die Gänge und erschlägt den Leser regelrecht mit einer Vielzahl an Informationen. Hier wären vielleicht längere Szenen und ein Dramatis Personae hilfreich gewesen. Auch fehlt es bei den Beschreibungen der anderen Völker und Schauplätze ein wenig an Tiefen, so dass man sich die Welt nicht wirklich vorstellen kann, nur den kaiserlichen Hof.
Wenn man wirklich „Elasphera“ und die Schreibkunst des Autors genießen will, dann sollte man sich wirklich sehr viel Zeit für die einzelnen Kapitel nehmen und gegebenenfalls sogar Notizen machen.
Alles in allem ist „Der Fall des Kaisers“ ein durchaus angenehm geschriebener, aber mit Schwächen versehener Auftakt der „Elasphera“-Trilogie und dürfte in erster Linie die Leser ansprechen, die ausufernde Epen mit einer Konzentration auf die Figuren schätzen und sich sehr viel Zeit für das Buch nehmen wollen und können. Zum Zwischendurchlesen und Entspannen eignet es sich nur bedingt, da man zu schnell den Faden verliert.