Äthermechanik (Comic)

Äthermechanik 
(Warren Ellis‘ Aetheric Mechanics - A Graphic Novella, 2008)
Text: Warren Ellis
Titelbild und Zeichnungen: Gianluca Pagliarani
Übersetzung: Jens R. Nielsen
Dantes, 2019, Paperback, 48 Seiten, 9,00 EUR

Rezension von Elmar Huber

Nach beinahe zwei Jahren an der Front kehrt Dr. Robert Watcham zurück nach London, wo er sich eine Wohnung mit dem Amateurdetektiv Sax Raker teilt. Raker beschäftigt gerade der Fall eines Mannes, der scheinbar auftaucht und verschwindet, wie es ihm beliebt, und der dabei die Leichen von Äthermechanik-Ingenieuren hinterlässt. Mit seinen deduktiven Fähigkeiten gelingt es Raker, den Fall zu lösen, doch damit setzt er seine eigene Wirklichkeit aufs Spiel.

 

Unter dem „Apparat“-Label schreibt Warren Ellis Comics „in der Tradition der Abenteuererzählung, wie sie aus den Pulps und Groschenheften bekannt war“, ohne „Außerirdische oder mutierten Muskelmännern in Latexstramplern“.

Das Äußere von „Äthermechanik“ lässt eine Steampunk-Novelle erwarten, doch ist dies ‚nur‘ das Setting, im dem Warren Ellis seine Version einer Sherlock-Holmes-Geschichte ansiedelt. Die Parallelen Sax Rakers zu Arthur Conan Doyles Detektiv sind unverkennbar und reichen von der Wohngemeinschaft mit einem Mediziner bis zum vermeintlichen Todessturz in einen Wasserfall, der im Lauf der Handlung erwähnt wird.

Dazu gibt es einige literarische Verweise, nicht nur auf „Sherlock Holmes“-Geschichten, sondern allgemein auf literarische Werke der viktorianischen Epoche. Großen Dank an den Übersetzer Jens Nielsen, der dies alles in Fußnoten oder im Anhang erklärt. Doch sind diese Referenzen alles andere als Selbstzweck. Auch wenn es zuerst so scheint, will Warren Ellis nicht mit seinem Wissen angeben. Im Finale wird deutlich, dass all diese Verweise innerhalb der Story absolut Sinn ergeben. Damit belegt Warren Ellis einmal mehr sein Können als Erzähler, der hier einmal ganz ohne Unmengen Blut und Gekröse auskommt.

Die Zeichnungen von Gianluca Pagliarani wirken sehr exakt. Selbst wenn die Bilder teils sehr vollgepackt sind, bleibt alles erkennbar. Auch Mimik und Gestik der Figuren sind bravourös dargestellt.

„Äthermechanik“ ist eine großartige Alternativwelt-„Sherlock Holmes“-Variante, die meisterhaft mit bekannten Motiven spielt.