Jürgen Höreth: Kalle + Emrah und das rüde Leben nach dem Zombiecrash (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 19. April 2021 22:05

Jürgen Höreth
Kalle + Emrah und das rüde Leben nach dem Zombiecrash
Titelbild: Jürgen Höreth
KOVD, 2021, Hardcover, 156 Seiten, 15,99 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Die Erde ist im Eimer - so zumindest beginnt der verlagseitige Infotext -, und selten war eine Aussage treffender. In der Neuauflage im Hardcover-Format legt uns der Verlag den ersten Teil der Abenteuer eines Duos vor, das - nun sagen wir einmal so, etwas ungewöhnlich daherkommt. Beides sind junge Männer aus der Nichtakademiker-Schicht, die ihr Herz auf dem rechten Fleck tragen.
Gestatten, dass ich Ihnen Kalle und Emrah vorstelle? Der eine, körperlich eher etwas kleiner geraten und in der Auswahl seiner Partnerinnen nicht eben vom Glück gesegnet, der andere,Deutsch-Türke (was im Verlauf der Handlung noch wichtig wird) und ein Fighter, der im Kampf alles einsetzt, was ihm Allah mitgegeben hat.
Als Kalle von seiner Ex hinausgeworfen wird und Emrah beim Umzug hilft, passiert es - die Toten erheben sich und sie haben Hunger. Ein fast unstillbares Verlangen nach Menschenfleisch treibt sie um, die Zivilisation geht ganz fix hopp.
Unser Duo schlägt sich mehr schlecht als recht durch. Dass solche Extrem-Situationen nicht eben das Gute im Menschen wecken weiß man - und das erfahren Kalle und insbesondere Emrah, der als Türke immer wieder fremdenfeindlich angegangen wird, schmerzhaft. Zusammen stellen sie sich nicht nur den Horden der untoten Wandelnden sondern auch Nazis und Möchtegern-Despoten - kommen dabei immer wieder vom Regen in die Traufe und reisen durch ein Deutschland, das ganz schnell die zivilisatorische Tünche abgelegt hat.
Der Autor selbst hat seinen Roman passend illustriert, jede Seite wird durch einen gezeichneten Rahmen eingefasst, das Buch selbst liegt angenehm in der Hand. Inhaltlich wartet auf den ersten Blick ein übliches Zombie-Abenteuer auf uns. Willkommen in einer apokalyptischen Welt, die im Chaos versinkt und in der das Recht des Stärkeren, des Brutaleren regiert.
Die Zombies sind uns als unpersönliche Figurenmasse bekannt - das Besondere sind die beiden Protagonisten. Deren Dialoge lesen sich mehr als unterhaltsam, ihre ungewöhnliche, langjährige Freundschaft bildet den Hintergrund dafür, dass sie sich aufeinander verlassen können. So manches Mal gewollt witzig und frech, voller Anspielungen erinnern die Dialoge fast ein wenig an Comic-Abenteuer. Nicht zu vergessen, dass der Autor sich unterschwellig wie direkt immer wieder deutlich gegen Ausgrenzung, Rassismus und Diskriminierung ausspricht.
Diese Kombination ist ungewöhnlich, ist frisch und frech und weckt… Appetit… auf Mehr.