Michael Peinkofer: Ork City (Buch)

Michael Peinkofer
Ork City
Titelbild: Sabine Dunst
Piper, 2020, Paperback, 364 Seiten, 17,00 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Michael Peinkofer hat sich mit „Erdwelt“ einen Hintergrund geschaffen, der eigentlich nur für die Orks da sein sollte, aber durch unzählige andere Trilogien ein Eigenleben entwickelt hat. Warum also sollte er nicht nun auch noch eine spannende Geschichte weit in die Zukunft verlegen, in der die Industrialisierung schon eingesetzt hat. So bietet er mit „Ork City“ einen Krimi, der vor einer Fantasy-Kulisse spielt, die stark an die erinnert, die man aus der Schwarzen Serie stammt.


Das Leben ist nicht gerade einfach in Tirgaslan, denn die Stadt versinkt in einem Sumpf aus Verbrechen. Zwergen-Syndikate und Ork-Banden halten die Stadt in festem Griff und liefern sich auch immer wieder regelrechte Schlachten. Die Obrigkeit ist mehr oder weniger machtlos dagegen - oder macht gemeinsame Sache mit denen, die ihnen das Meiste bietet.

In dieser Welt lebt Corwyn Rash. Er schlägt sich mehr schlecht als recht als Privatdetektiv durch, kommt gerade so über die Runden. Nach einer längeren Durststrecke bekommt er von der Nachtclub-Sängerin Kity einen einfach scheinenden Auftrag. Er soll einfach nur jemanden für sie finden…


Wie man sich denken kann, entpuppt sich das Ganze natürlich nicht als schnell zu erledigende Routine-Mission - eher im Gegenteil. Schon bald findet sich Corwyn inmitten eines fiesen Intrigen-Netzes wieder und muss aufpassen, dass er nicht von den konkurrierenden Parteien zermahlen wird. Denn das Ganze jetzt irgendwie zu überleben, dabei kann ihm sein Orkblut vermutlich nicht helfen. Eher sein Verstand und sein Zynismus. Was hat er für eine andere Wahl, als das Beste aus seiner Lage zu machen? Und hinzunehmen, dass er sich wieder einmal von einem schönen Gesicht und unschuldiger Stimme hat blenden lassen.

Der Roman ist eine Verbeugung vor Raymond Chandler und all den anderen Autoren, die in den 20er und 30er Jahren den Typus des sarkastischen und bissigen Detektivs, der mehr auf die Schnauze fällt als dass er glänzen kann, hoffähig machten.

Michael Peinkofer bedient sich daher auch ganz ungeniert den Mechanismen des Genres und verbindet sie mit den Fantasy-Elementen, die seine Welt so groß gemacht haben. Dennoch ist es möglich, die Handlung auch ohne Vorwissen zu verstehen - die vielen kleinen Andeutungen und Hinweise sind eher als Zugeständnis an die Fans gedacht.

Die Figuren sind daher archetypisch und leicht einzuschätzen. Man ahnt sehr schnell, mit was man es zu tun hat, aber das ist wie die ganzen anderen Klischees kein Störfaktor: Die Handlung wird dadurch griffig und spannend - ein paar Überraschungen gibt es natürlich auch.

Noch ist der Roman als Einzelband anzusehen und dadurch in sich geschlossen, der Autor hält sich aber durch die Figur und nicht zuletzt den Hintergrund auch noch jede Option offen, weitere Geschichten folgen zu lassen.

Wer Fantasy-Krimis einer härteren Gangart und mit dem zynischen Humor der Schwarzen Serie mag kann bedenkenlos zu „Ork City“ greifen, denn Corwyn Rashs Abenteuer ist flüssig, spannend und bissig erzählt, erfüllt alle Erwartungen an gute Unterhaltung.