phantastisch! Ausgabe 81 (Magazin)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 09. Februar 2021 10:18

phantastisch! Ausgabe 81
Titelbild: Timo Kümmel
Atlantis, 2021, Magazin, 88 Seiten, 6,50 EUR (auch als PDF-Ausgabe erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Auch die Coronavirus-Pandemie kann das pünktliche Erscheinen der „phantastisch!“ nicht wirklich aufhalten, was vor allem daran liegt, dass das Magazin nicht unbedingt den aktuellen Trends und Themen hinterher läuft.
Zwei Kurzgeschichten eröffnen den bunten Reigen: Julie Konstantin bietet in „Homo altus maris“ einen guten Schuss an Horror, während „Alice im Quantenland“ von Rainer Schorm eher den Inner Space berührt und mit der Wahrnehmung spielt.
Dazu kommen Interviews mit M. G. Wheaton, Jeremy Gardner & Christian Stella, aber auch Charles Vess und zuletzt Sandra Thoms. Artikel beschäftigen sich unter anderen mit „Die schreibende Mehrheit - Bettina und Gisela von Arnim“, die eher untergehen, neuen Trends in der chinesischen SF und dem Bild, das gerade Filme aus dem Westen hinterlassen, wenn es um die Uiguren geht und den Umgang mit diesen im heutigen China.
Und es gibt natürlich die üblichen Rezensionen, Buchvorstellungen und auch anderen Rubriken.
Es fällt auf, dass in diesem Heft China eine deutliche Präsenz hat ,sei es nun in den Werken kritischer Autoren und Künstler, die teilweise schon nicht mehr im Reich der Mitte selbst wohnen, oder aber durch den sehr interessanten Artikel „Wegsehen, Boykottieren, Kritisieren?“ der sich mit der Wahrnehmung gewisser Volksgruppen durch im Westen produzierte Filme und die unangenehme Wirklichkeit beschäftigt. Denn auch wenn die Volksgruppe gerade in Filmen wie „Mulan“ als negativ dargestellt werden, so sind die heutigen Angehörigen der Uiguren doch alles andere als das und fast schon eher als Opfer zu betrachten, die durch die rigide Politik Chinas immer mehr ausgegrenzt und teilweise ausgerottet werden - und sie sind nicht die einzigen.
Das macht wohl auch diesmal die Ausgabe aus, denn die Artikel beschäftigen sich nicht nur mit schönen Dingen, sondern auch mit bitteren Tatsachen, hinterfragen auch die Rolle, die man etwa Schriftstellerinnen aus der Vergangenheit heute noch zugesteht, obwohl sie teilweise mehr als die Männer in ihrem Umkreis geleistet haben.
Charles Vess ist einer der heute fast vergessenen Künstler der 1990er und frühen 2000er Jahre, seine Zeichnungen haben aber auch einen besonderen Flair, die man nun in der „Erdsee“-Luxusausgabe bewundern kann. Und an die großen Zeichner des Jugendstils erinnern.
Alles in allem kann man dieser 81. Ausgabe der „phantastisch!“ auch wieder zugestehen, einen sehr eigenwilligen Weg zu gehen und wie immer das Besondere des Phantastischen hervorzuheben. Vielleicht mag diese Ausgabe auch Außenstehende anzuziehen, ist doch gerade China diesmal sehr präsent.