Patricia Briggs: Feuerkuss - Mercy Thompson 12 (Buch)

Patricia Briggs
Feuerkuss
Mercy Thompson 12
(Smoke Bitten, 2020)
Übersetzung: Antonia Zauner
Heyne, 2021, Taschenbuch, 416 Seiten, 10,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Seitdem Mercy Thompson und ihr Mann, der Alpha des örtlichen Werwolf-Rudels, ihr Coming-out hatten und offiziell den Schutz der Tri-Cities vor den Übergriffen der übernatürlich begabten Wesen übernommen haben, ist ihr Leben noch interessanter geworden.

Mit Hexen und Zombies, Vampiren und Feen hatten sie es bereits zu tun, auch ein paar alte Götter haben schon vehement angeklopft - eine zerstörte vierspurige Bücke legt beredt Zeugnis hiervon ab -, jetzt aber bedroht etwas Unbekanntes sie direkt.

Eine seit Jahrhunderten im Land der Feen gefangengesetzte Kreatur hat ihren Weg in die Tri-Cities gefunden. Und sie ist auf der Jagd - der Gestaltwandler, den die Welt aus einem berühmten Märchen kennt, kann sich dabei in dunklen Rauch auflösen. Er setzt all seine finsteren Kräfte ein, Mercy ihr Leben schwer zu machen. Dabei greift er sie dort an, wo sie verletzlich ist - ihre Familie gerät ins Visier und das just, als eine kaltblütige Killerin in Diensten einer der vielen Feinde Mercys auch noch auf sie anlegt…


Nur wenige der Serien und Reihen, die zur Hochzeit des Urban-Fantasy Booms-starteten, haben die Zeit überdauert. Zumeist wurden sie von ihren Autorinnen - die überwiegende Anzahl dieser Reihen werden von Frauen verfasst - zu einem in sich runden Abschluss gebracht. Übrig blieben ganz wenige Serien - J. R Wards „Black Dagger“ etwa oder auch die Romane um die Wer-Kojotin Mercy Thompson.

Die Auto-Mechanikerin hat bewiesen, dass sie mit beiden Beinen fest auf der Erde steht - sprich, bei aller Intelligenz ist sie eine hart arbeitende, ehrliche Frau, die treu zu ihren Freunden steht und sich nicht scheut, für andere Opfer zu bringen. Das macht sie als Protagonistin ebenso griffig wie sympathisch.

Das Besondere der Romane aber ist nicht etwa das glaubwürdig beschriebene Rudelverhalten der Werwölfe sowie die vielen auftretenden übernatürlichen Rassen, sondern die Verbindung des Plots mit Figuren, die uns aus den klassischen Märchen bekannt sind. Die Feen sind dabei durchaus so gezeichnet, wie wir diese aus den Märchen der Gebrüder Grimm kennen - keine liebenswürdigen Wunsch-Erfüller à la Disney sondern bitterböse, zynische Wesen die mit allen Mitteln versuchen ihre Ziele zu erreichen - Kollateralschäden ausdrücklich erwünscht. Sie wollen Unfrieden stiften, Menschen verführen und Unheil verbreiten - so dass unsere Hauptperson immer wieder atemlos von einem Krisenherd zum nächsten eilt.

Neben diesen rasanten Auseinandersetzungen hält Mercy auch ihr Mann, der sich verändert, auf Trab. Alles zusammen bildet einmal mehr eine explosive Gemengelage, die die Lektüre zum Selbstläufer macht.

Stilistisch unauffällig schreibt Briggs ihre Handlung auf den Punkt, wiederholt sich dabei kaum und bietet anhaltenden Lesegenuss in einer interessant gezeichneten Urban-Fantasy-Welt.