Daniel Tappeiner: Mädchenseelen (Buch)

Daniel Tappeiner
Mädchenseelen
Autor: Daniel Tappeiner
dp Verlag, 2020, Taschenbuch, 308 Seiten, 11,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Schej

Der 1983 geborene und heute mit seiner Frau in Meran lebende Daniel Tappeiner arbeitete viele Jahre in der Dental-Branche und ist heute auch als Autor aktiv. „Mädchenseelen“ ist sein zweites Buch und sein erster Psycho-Thriller.


Vor zwanzig Jahren vergewaltigte ein Unbekannter Lorenas ältere Schwester Tamara. Das Mädchen konnte entkommen, bevor er ihr noch mehr antun konnte, brachte sich aber wenige Tage später selbst um. Sie blieb allerdings nicht das einzige Opfer des Killers, der niemals gefasst werden konnte.

Nun ruft er sich bei Lorena, die mittlerweile als Psychologin arbeitet, wieder in Erinnerung und macht deutlich, dass er es jetzt auf sie abgesehen hat. Der Frau bleibt nichts anderes übrig, als einen ihrer Patienten um Hilfe zu bitten, dem sie besonders vertraut. Denn obwohl Domenico seine Traumata hat, so ist er doch von hohen Moralbegriffen beseelt und verständnisvoll genug, um ihr beizustehen - rechtzeitig genug, ehe sich die Schlinge um Lorena zuziehen kann.


Auf den ersten Blick hat der Roman alles, was ein ordentlicher Psycho-Thiller braucht: einen Killer mit psychopathischen Anwandlungen, der stur seine Pläne verfolgt, eine junge bedrohte Frau und einen Mann, der nichts anderes tut, als ihr zu helfen.

Die Geschichte nimmt sich Zeit, die Figuren vorzustellen, geht den Weg, dass der Leser immer mehr weiß als die Figuren und macht keinen Hehl daraus, auf welches Ziel der Roman hinaus will.

Die Geschichte ist solide konstruiert, benutzt einige nette Idee und hat interessante Wendungen - aber an einigen Stellen schießt der Autor übers Ziel hinaus, weil er einerseits zu viele Klischees bedient, falsche Spuren zu offensichtlich legt und aus dem Ende keinen wirklichen Hehl macht.

Die Figuren bieten keine Überraschungen, sie sind den Gegebenheiten angepasst und mit den entsprechenden Traumata versehen, um entsprechend glaubwürdig zu wirken; selbst der Killer, dessen Wahn nicht von ungefähr kommt. Dafür wirkt der Hintergrund gut recherchiert, da die Ermittlungsarbeit in Italien und der Umgang der dortigen Kollegen miteinander doch ein wenig anders zu sein scheint, als hier in Deutschland.

Alles in allem ist die Geschichte flüssig geschrieben und durchaus unterhaltsam, kann aber die Schwächen in der Handlung nicht ganz verbergen - gerade im Mittelteil nicht. Man sollte daher kein Meisterwerk erwarten, eher eine solide Geschichte für zwischendurch.

„Mädchenseelen“ ist ein solider, wenn auch nicht herausragender Psycho-Thriller, der - sieht man über die eine oder andere Schwäche und diverse Klischees hinweg - durchaus zu unterhalten weiß.