Orbital 1: Brüche (Comic)

Orbital 1
Brüche
(Orbital: 1. Cicatrices, 2. Ruptures, 2006/2007)
Text: Sylvain Runberg
Zeichnungen: Serge Pellé
Aus dem Französischen von Tanja Krämling
Titelgestaltung von Dirk Schulz unter Verwendung einer Illustration von Serge Pellé
Splitter, 2007, Hardcover, 112 Seiten, 22,80 EUR, ISBN 978-3-939823-49-0

Irene Salzmann

Im 23. Jahrhundert wird die Erde Mitglied der Planeten-Konföderation, deren Ziel es ist, den Frieden zwischen den verschiedenen Völkern zu bewahren. Aber nicht nur unter den Menschen regt sich Widerstand, auch die Repräsentanten anderer Welten bringen dem Beschluss wenige Sympathien entgegen. Innen- und außenpolitische Probleme sind die Folge.

Nach dem Sanjaren-Krieg, der beinahe ein ganzes Volk ausgelöscht hätte, stehen viele den Menschen ausgesprochen feindselig gegenüber, und es dauert mehrere Jahre, bis mit Kaleb Swany ein Abgesandter der Erde von der IDA als diplomatischer Agent aufgenommen wird. Sein Partner – die Agenten operieren immer zu zweit als Binom – wird ausgerechnet ein Sanjare: Mezoke Izzua, von dem/der man nicht weiß, welches Geschlecht er/sie hat. Tatsächlich begegnet Mezoke, der/die allen Grund hätte, einen menschlichen Gefährten abzulehnen, Kaleb mit weniger Vorbehalten als einige Kollegen. Schon bald können sie beweisen, dass die Vergangenheit nicht zwischen ihnen steht und sie ein eingespieltes Team bilden.

Ihre erste Mission führt die beiden nach Senestam, einen Mond von Upsall. Die menschliche Kolonie baut dort seit Jahren das wertvolle Trellium ab, das notwendig für die Treibstoffherstellung ist. Plötzlich verlangen die Jäwloden, die Bewohner Upsalls, eine Beteiligung an den Gewinnen. Ein Konflikt scheint unausweichlich. Als Kaleb und Mezoke Nachforschungen anstellen, stoßen sie auf ein Nest aus Korruption, Lüge und Verrat – und das nicht nur auf Senestam und Upsall sondern auch in den eigenen Reihen...

Das vorliegende Album beinhaltet die ersten beiden Folgen der SF-Comic-Serie „Orbital“ von Sylvain Runberg, der unter anderem „Hammerfall“ und „Kookaburra Universe“ schrieb, und Serge Pellé, der mehrere Auftragsalben umsetzte. Mit „Orbital“ schufen sie ein spannendes SF-Epos, das sich freilich bekannter Motive bedient, die man zum Beispiel aus „Star Wars“, „Star Trek“, „Alien“ und „Enemy Mine“ kennt und die gelungen miteinander verknüpft wurden. Auch die Charaktere entsprechen gängigen Archetypen wie dem des unerfahrenen, aber ambitionierten Agenten, seinem abgeklärten, mutigen Partner beziehungsweise Partnerin, den skrupellosen Systemgegnern, fehlgeleiteten Kolonisten etc., aber auf bestimmte Elemente kann nun mal nicht verzichtet werden, soll die Handlung funktionieren.

Als Leser wird man schnell in eine futuristische Welt hineingezogen, die einerseits viele Ideale kennt, aber weit davon entfernt ist, ein Utopia zu sein, da es überall Einzelpersonen und Gruppierungen gibt, die bloß ihr eigenes Wohl im Sinn haben und an einer Konfliktvermeidung gar nicht interessiert sind. Hartnäckig halten sich Vorurteile, die dazu benutzt werden, die verschiedenen Parteien und Völker gegeneinander auszuspielen. Die Organisation IDA versucht zu vermitteln, aber die Bemühungen der Agenten sind oft unerwünscht – und sie setzen sich großen Gefahren aus.

„Orbital“ ist eine packende Space-Opera mit fundiertem politischem und sozialkritischem Hintergrund, die von bestehenden Vorbildern inspiriert wurde (die Geschichte kennt viele Beispiele für zum Beispiel Völkermord, Kriege um Ressourcen, Isolation und Terror). Dadurch hebt sich der Titel von anderen SF-Comics, die auf reine Unterhaltung angelegt sind und mit fulminanten Schlachten oder wilden Schießereien nicht geizen, wohltuend ab, was nicht heißen soll, dass hier die Action zu kurz käme, im Gegenteil. Die Hauptfiguren sind sympathisch und glaubwürdig, eine Romanze liegt im Bereich des Möglichen.

Die Illustrationen sind realistisch und detailreich. Der Stil und die in Pastellfarben gehaltene Kolorierung unterstützen die unheilschwangere Atmosphäre der Handlung. Ein ausführlicher, mit Fotos und Zeichnungen versehener Anhang stellt die Künstler und ihr gemeinsames Werk vor – ein sehr schönes Extra für jene, die gern auch einmal hinter die Kulissen blicken.

Schätzt man SF-Comics wie „Universal War One“, „Slhoka“, „Die vierte Macht“ oder „Yiu“, kommt man auch bei „Orbital“ voll und ganz auf seine Kosten. Der Doppelband ist seinen Preis von 22,80 EUR wirklich wert, und der Sammler kommt damit sogar etwas günstiger weg, als wenn er zwei Alben hätte kaufen müssen. Prima!