Fafhrd und der Graue Mausling - Neue Edition (Comic)

Fafhrd und der Graue Mausling - Neue Edition
(Fafhrd and the Grey Mouser, 2006-2020)
Vorlage: Fritz Leiber
Text/Adaption: Howard Chaykin
Zeichnungen: Mike Mignola
Übersetzung: Matthias Wieland & Paul Scholz
Cross Cult, 2020, Hardcover, 200 Seiten, 35,00 EUR, ISBN 978-3-966582-46-9

Rezension von Christel Scheja

Die Geschichte der humorvollen Fantasy begann nicht erst mit Terry Pratchett, sondern schon einige Jahre früher. Zu den Pionieren gehörte unter anderem Fritz Leiber, der in den späten 30er Jahren den ernsthaften und blutigen Sword & Sorcery-Werken wie denen von Robert E. Howard mit seinen Erzählungen ein deutliches Augenzwinkern entgegensetzte.

Bereits ab 1997 erschienen Comic-Adaptionen aus der Feder von Howard Chaykin und Mike Mignola von verschiedenen Geschichten Leibers in Amerika und später auch in Deutschland, die nun, wo die Heroic Fantasy so erfolgreich ist, von Cross Cult in einem Band neuaufgelegt werden.


Lankhmar ist die Perle unter den Städten, ein Moloch der all seine Bewohner verschlingt und nicht mehr los lässt. Möglich ist alles, denn es gibt nicht nur zahlreiche Tempel und Religionsgemeinschaften in der Stadt, manchmal wandeln auch die Götter selbst auf den Straßen und man gerät in ihre Machenschaften.

Künstler und Händler, aber auch Glücksritter und Gauner bevölkern die dunklen Gassen in den verschiedenen Vierteln. Zu ihnen gehören auch Fafhrd und der Graue Mausling, zwei Glücksritter, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der eine ist ein Barbar aus dem hohen Norden, der auf der Suche nach Spaß und Gold ist - aber nicht so ungebildet wie es scheint, der andere ein Gauner und ehemaliger Zauberlehrling, der gerne auf Regeln pfeift. Beide finden über ihre Geliebten zusammen und geraten in einen Krieg zwischen der Diebes- und der Bettlergilde…


Die beiden Künstler haben sich daran gemacht, einige der vielen Geschichten Leibers in unterhaltsame Abenteuer zusammenzuführen; darunter sind auch die, in denen sich die Helden kennenlernen und ihren späteren Auftraggebern in die Falle gehen.

Denn auch wenn die beiden Abenteurer in erster Linie Spaß im Leben suchen, so können sie doch auch Unrecht und Grausamkeit nicht ertragen, sei es in Lankhmar selbst oder auf ihren Reisen durch die Welt. Sie sind immer da zur Stelle, wo sie eingreifen müssen und lösen die Konflikte zwar gelegentlich mit dem Schwert, aber genauso oft auch mit Witz, List und Verstand. Dabei werden sie dem Leser mit der Zeit immer vertrauter und wachsen deswegen auch ans Herz.

Die Zeichnungen fangen die Atmosphäre Lankhmars gekonnt ein: Man lernt die Stadt und ihre Menschen nicht als strahlende Metropole kennen, die im Sonnenlicht schimmert und voller zufriedener Leute ist, nein, man taucht in die Schatten der Halb- und Unterwelt ein, in der das Recht des Stärkeren regiert.

Die beiden Helden mögen zwar manchmal auch schräge und nicht ganz legale Methoden benutzen, aber zum einen sind Recht und Gesetz fern, zum anderen macht auch die Adaption keinen Hehl daraus, dass sie Schwächere zu schützen oder wenigstens zu rächen wissen und sich nicht immer nur nehmen, was sie wollen.

Die Farben tun ihren Teil dazu, die Stimmung zu verschärfen und eine Welt zu präsentieren, die voll von Grautönen ist und in erster Linie auf die Figuren und weniger auf epische Kämpfe gegen das Böse setzt. Die Aussagen der Originalgeschichten kommen so vorlagengetreu herüber und machen Lust darauf, die Vorlagen selbst zu lesen, denn die Adaption kann sich natürlich nur auf einen Teil konzentrieren und bringt auch die eine oder andere Eigeninterpretation ein.

Die Neuausgabe zeigt deutlich, dass auch Action und Horror nicht immer bierernst vermittelt werden müssen, sondern durch eine gute Prise Humor nicht weniger beeindruckend wirken, nur leichtfüßiger.

Gerade zu diesem Zeitpunkt ist die Neuausgabe von „Fafhrd und der Graue Mausling“ ein Gewinn, denn die Adaption bietet spannende Heroic Fantasy mit einer verspielten Leichtigkeit, die heutigen Werken leider oft genug und viel zu sehr abgeht. Der Klassiker dürfte daran erinnern, dass es auch anders geht als mit platten Albernheiten, wenn einmal Humor versucht wird mit einzubringen.