Marie Brennan: Fallender Stern - Der Onyxpalast 3 (Buch)

Marie Brennan
Fallender Stern
Der Onyxpalast 3
(Onyx-Court: A Star Shall Fall, 2010)
Übersetzung: Andrea Blendl
Titelbild: Martin Frei
Cross Cult, 2020, Taschenbuch, 600 Seiten, 15,00 EUR, ISBN 978-3-96658-069-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

„Der Onyxpalast“ ist eine weitere Saga von Marie Brennan, doch anders als bei „Lady Trend“ bleibt sie diesmal der Erde verhaftet und den Sagen und Legenden treu, die Feen und Elfen als Teil der irdischen Welt ansehen, die teilweise auch in die Geschicke der Menschen eingreifen.

Das war etwa im Jahr 1666 so, als ein Brand große Teile des alten London vernichtete. Während die Menschen mehr oder weniger nach höchst mundanen Gründen suchten, warum so viel niederbrannte und daraus gelernt haben, kennen die Feen, die sich im Onyxpalast unter London niedergelassen haben, die Wahrheit. Ein Drache ist für den Brand verantwortlich. Nur mit Mühe und einigen Opfern gelang es, das mächtige magische Wesen damals auf einen Kometen zu verbannen, der sich wieder auf seine lange Reise in die Kälte und Dunkelheit des Alls machte. Doch das hat das Problem nur aufgeschoben und nicht aufgehoben.

Als sich in den 1750er Jahren die Zeichen mehren, dass der Komet wieder zurückkehren wird, auf dem die Bestie noch immer lauert und auf Rache sinnt, suchen die Feen umso verzweifelter nach einer Lösung für das Dilemma. Leicht gemacht wird es ihnen nicht, denn Wissenschaft verdrängt langsam den Glauben und nimmt den Feenwesen auch Einiges an Magie.

Doch der aktuelle Prinz vom Stein, Galen St. Clair, ist nicht bereit, aufzugeben und strebt eine Lösung an, die das Alte und das Neue verbindet. Magie und Wissenschaft sollen Hand in Hand arbeiten…


Diesmal schließt die Handlung direkt an den vorherigen band an. Zwar ist es nicht ganz so schlimm, wenn man diesen nicht kennt, aber auf der anderen Seite wird man doch mehr Lese-Vergnügen haben, wenn man weiß, was gut ein Jahrhundert zuvor passiert ist und welche Anstrengungen die Feen unternahmen, die Stadt zu retten, die trotz allem auch ihre Heimat ist.

Noch immer regiert Lune ihr Volk, auch wenn sie weiß, dass ihre Feinde immer zahlreicher werden, und dass der ein oder andere Lord überhaupt nicht einverstanden mit ihrem Führungsstil ist. Zum anderen spürt sie selbst sehr genau, dass sie sich bald wieder dem Monster stellen muss, das sie das erste Mal nur mit Mühe und Not besiegte.

Und dann ist da noch ihr neuer „Prinz vom Stein“, der weitaus jünger und unerfahrener ist als die sterblichen Männer, die vor ihm die Verbindung von Feen- und Menschenwelt aufrechterhielten ist und der sie liebt. Aber Galen St. Clair ist auch genug Realist um zu wissen, dass seine Gefühle nicht erwidert werden.

Die Geschichte fängt das Denken und Fühlen jener Zeit gelungen ein; die Menschen sind im Begriff, die Zeiten des Aberglaubens hinter sich zu lassen und sich ganz der Wissenschaft und dem Realismus hinzugeben, so dass es nicht gerade einfach ist, die Leute, die man braucht um die Gefahr für die Welten aufzuhalten, für sich zu gewinnen. Am Ende erwächst aus dem Ganzen auch eine interessante neue Gruppierung, die die Neuzeit und Aufklärung so richtig einläutet und hoffentlich noch einmal auftreten wird.

Das Geschehen bewegt sich auf gleich mehreren Ebenen: In der einen werden Intrigen am Elfenhof zelebriert, die eines Shakespeares würdig sind, aber dann beschreibt die Autorin auch, wie die Feen und Menschen langsam anfangen, umzudenken und sich interessant weiterzuentwickeln. Die Personen kennt man teilweise auch schon aus dem Vorgängerband, so dass es ein nettes Wiedersehen gibt.

Brennan konzentriert sich wie immer in erster Linie auf das Miteinander ihrer Charaktere, bringt aber auch immer wieder Action ein, um die Spannung auf einem guten Niveau zu halten. Das Ambiente ist aber wie immer das A und O des Ganzen: Erneut fühlt man sich in die behandelte Epoche versetzt und spürt mehr denn je, wie sehr die Welt im Wandel ist

„Fallender Stern“ schreibt im Prinzip die Ereignisse aus „Feuer und Schatten“ weiter, zeigt aber auch, auf welche Art und Weise sich die Feen nun weiterentwickeln müssen, um mit der Welt der Menschen Schritt zu halten. Wie die Zeit der Aufklärung und Wissenschaft mit Magie funktioniert, wird wieder einmal sehr stimmungsvoll von der Autorin in Szene gesetzt.