Gruselkabinett 160: Denn das Blut ist das Leben, Francis Marion Crawford (Hörspiel)

Gruselkabinett 160
Denn das Blut ist das Leben
Francis Marion Crawford & Marc Gruppe (Script)
Sprecher: Peter Weis, Jonas Minthe, Regina Lemnitz u.a.
Titelbild: Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2020, 1 CD, ca. 50 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-8160-9

Rezension von Christel Scheja

Francis Marion Crawford (1854-1909) war ein amerikanischer Schriftsteller, der seine Wahlheimat Italien so sehr liebte, dass er viele seiner phantastischen Geschichten dort spielen ließ. Wie auch schon in den zuvor bei „Gruselkabinet“t erschienenen Geschichten „Die obere Koje“ und „Der schreiende Schädel“ setzt er auch in „Das Blut ist das Leben“ auf eine ungewöhnliche und sehr eigenwillige Handlung.

 

Der aus Skandinavien stammende Maler Holger besucht seinen Freund George in dessen Ruheresidenz, einem Turm nördlich von Kap Skalea, und bewundert mit diesem die zauberhafte Landschaft, die sich vor allem in der Dämmerung zeigt. Allerdings erlebt er auch gleich, wie gefährlich der Ort sein kann, denn er geht einer seltsamen Erscheinung nach, die ihn beinahe das Leben kostet.

Doch jetzt ist George endlich bereit, ihm zu enthüllen was es mit der geisterhaften Gestalt auf dem Hügel gegenüber des Turmes auf sich hat, anstatt sich auch weiterhin nur in kryptischen Andeutungen zu verlieren.


Was der ältere Mann seinem Freund erzählt, hat es in sich; es ist eine Tragödie um Geld und Gier, um Verrat und Täuschung durch die ausgerechnet eine Unschuldige ihr Leben verliert. Es kommt, wie es kommen muss, die Tote findet keinen Frieden und ihr verirrter Geist macht von nun an die Gegend unsicher und zieht viele Menschen, die der Erscheinung nachgehen, in den Tod.

Wie so oft bei diesen Geschichten enthüllt erst die lange Rückblende das gesamte Drama, entfesselt die Schuldigen und diejenigen, die durch Zufall in die ganze Sache geraten und darunter leiden müssen; zu gefallen weiß dabei vor allem das Ende, das die ganze Tragik noch einmal erhöht und dadurch auch die Stimmung vertieft.

Und die ist dem Ambiente geschuldet zunächst beschaulich und friedlich - das Grauen schleicht sich nach und nach ein, durch die Rückblende fiebert man als Zuhörer mit und am Ende behält man ein melancholisch-trauriges Gefühl in sich zurück. Vielleicht ist Vieles vorhersehbar, aber das stört in diesem Fall auch nicht sehr, denn in erster Linie zählt das Ambiente - und das ist sehr gut herausgearbeitet.

Die Sprecher sind in Spiellaune und geben ihren Figuren genau den richtigen Charakter, entfesseln nach und nach die Tragödie mit dem bitterbösen Ausgang und schaffen es auch, die Hörer am Ende nachdenklich und traurigzurück zulassen. Musik und Sound-Effekte vertiefen das auch noch.

Alles in allem bietet  „Denn das Blut ist das Leben“ eine solide Handlung und gute Sprecher, wenngleich auch die Spannung etwas niedriger bleibt. Dafür entwickelt sich eine intensive bittersüße Atmosphäre, die gut die der Epoche der Schauer-Romantik einfängt und vor allem Fans dieser Art von Grusel gefallen dürfte.