Karneval 2 (Comic)

Touya Mikanagi
Karneval 2
Übersetzung: Monika Hammond
EMA, 2012, Taschenbuch, 194 Seiten, 6,99 EUR, ISBN 978-3-7704-7749-4

Rezension von Irene Salzmann

Von Touya Mikanagis phantastischer Manga-Serie „Karneval“ liegen in Japan derzeit 24 Bände vor, und ein Ende ist noch nicht in Sicht. Zudem sind erhältlich als Spin-offs „Karneval-Anthology“ und „Karneval Bangai Hen - Ashita no Yakusoku“. Der Titel wird seit 2007 in dem Magazin „Zero-Sum“ publiziert, in dem unter anderem auch die Mangas von Kazuya Minekura („Saiyuki“) und Yun Kouga („Loveless“) veröffentlicht werden.


Nai, ein kleiner Junge, sucht nach Karoku, dem einzigen Menschen, der sich je um ihn gekümmert hat. Als dieser plötzlich verschwand, blieb lediglich sein Armreif in einer Blutlache zurück. Als das naive Kind in ernste Schwierigkeiten gerät, wird er von dem Dieb Gareki gerettet, der nun an seiner Seite bleibt, ob wegen Nai oder vor allem wegen des Armreifs bleibt offen. Beide werden von Mitgliedern der Geheimorganisation Circus, die Verbrecher jagt, aufgegriffen und an Bord eines ihrer Schiffe gebracht.

Nachdem Nai untersucht wurde, steht fest, dass er kein Mensch ist, sondern eine Chimäre, bei der sich menschliche Gene mit denen eines kleinen Tieres, das Niji genannt wird, gemischt haben. Zudem überrascht er durch besondere Fähigkeiten, die sogar die Circus-Leute, die selbst über erstaunliche Talente verfügen, vor neue Rätsel stellen. Beispielsweise kann er sich gedanklich in seinen Träumen mit Karoku unterhalten, der ihm empfiehlt, sich von Gareki zu trennen, weil dieser sonst zerbrechen würde.

Dementsprechend verblüfft reagiert Gareki, als Nai ihn tatsächlich fortschickt, doch lassen sich dessen Beweggründe schnell aufklären, und natürlich zieht sich Gareki nicht zurück. Gemeinsam mit den Circus-Agenten begeben sie sich in den Niji-Wald, um dort nach Spuren von Karoku zu suchen. Allerdings ist die Hütte, in der er mit Nai gelebt hat, nicht mehr da. In einer Höhle finden sie Hinweise, die ihnen jedoch nicht weiterhelfen. Unvermittelt werden sie von Mutanten angegriffen.


Nachdem in Band 1 ein Teil der wichtigsten Akteure vorgestellt und im Groben die Problematik dargelegt wurde, setzen Nai, Gareki und die Circus-Agenten zusammen die Suche nach Karoku fort. Dabei werden neue Details enthüllt. Der Armreif gehörte ursprünglich Circus, doch weiß dort niemand etwas über Karoku oder wie er an das Artefakt gelangte. Nai entpuppt sich als Chimäre mit speziellen Fähigkeiten. Sein tierischer Teil (man kann ihn mit den diversen Maskottchen in anderen Serien vergleichen wie zum Beispiel Kero-Chan aus „Card Captor Sakura“, Mokona aus „Magic Knight Rayearth“ oder Ioryogi aus „Kobato“) ist noch niedlicher als der Junge selbst und tritt von Zeit zu Zeit in humorigen Szenen für ein Panel an dessen Stelle.

Um mehr über das mysteriöse Verschwinden von Karoku zu erfahren, begeben sich alle an den Ort, an dem dieser mit Nai gelebt hatte, ohne jedoch nützliche Erkenntnisse zu gewinnen. Stattdessen müssen sie sich der Attacke bizarrer Wesen erwehren, denen Gareki beinah zum Opfer fällt. Eva und Yogi können ihn retten, und Letzterer lässt durchblicken, dass ihm sehr viel an dem Dieb liegt. Nun ist „Zero-Sum“ zwar keine Boys-Love-Anthologie, doch vage Andeutungen werden bei vielen der darin erscheinenden Titel als Fan-Support eingestreut, um die Phantasie des überwiegend weiblichen Publikums zu beflügeln.

In den letzten Kapiteln reist die Gruppe nach Karasuna, wo Gareki für einige Zeit weilte, und endlich wird mehr von seiner auf ihm lastenden Vergangenheit enthüllt. Mit einem kleinen Cliffhanger endet das Tankobon.

Touya Mikanagi zeichnet mit feinem Strich und bevorzugt helle und graue Nuancen (Rasterfolie); schwarze Flächen werden sparsam eingesetzt. Auf detailreiche Darstellungen der Charaktere (verspielte Frisuren und Kleidung) legt sie größeren Wert als auf die Ausarbeitung der Hintergründe. Die Figuren sind leicht überzeichnet mit ihren schlanken, langen Körpern, wenn auch weniger deutlich wie in manch anderen Serien („Junjo Romantica“, „Sailor Moon“).

Falls man „Karneval“ eine Chance geben möchte, sollte man ein wenig in dem Band blättern, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen, ob Thema und Zeichenstil gefallen, denn 24+ Bände sind ein teurer Spaß, und es ist immer damit zu rechnen, dass der Titel bei sinkenden Verkaufszahlen eingestellt wird oder durchaus auch der Mangaka die Puste ausgehen könnte.