Cassie Hill: Haut an Haut - Verbotene Gier (Buch)

Cassie Hill
Haut an Haut - Verbotene Gier
Blue Panther Books, 2019, Taschenbuch, 184 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-96477-208-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Über Cassie Hill erfährt man, dass sie in Schottland geboren wurde und aufwuchs, eine Zeit lang in verschiedenen europäischen Metropolen lebte und gegenwärtig in Köln wohnt. Die Geschichte in ihrem erotischen Romandebüt bei Blue Panther Books siedelte sie in dieser Stadt an, doch hätte der Plot an jedem anderen Ort genauso funktioniert - eine kleine Hommage an die Wahlheimat.


Connie Steffen verlor früh ihre Eltern. Nach einigen gescheiterten Beziehungen sind ihre einzigen Vertrauten die Freundinnen Katja und Sandra. Die Arbeit als Abteilungsleiterin der Unternehmenskommunikation in einem führenden Unternehmen erfüllt sie. Als sie anlässlich des Jahreswechsels den Notdienst übernimmt und per Chat einem gleichfalls fleißigen Münchner Kollegen Neujahrsgrüße sendet, ahnt sie nicht, was sich daraus entwickeln wird.

Der attraktive Mark Rensing, inzwischen geschieden, überrumpelt sie, indem er, statt an seinen bisher neutralen Erwiderungen festzuhalten, auf die persönliche Ebene wechselt und mit ihr zu flirten beginnt. Zunächst zögerlich - denn Beziehungen zwischen Mitarbeitern sind unerwünscht, und wer sich nicht an die Regel hält, muss gehen -, dann mit wachsender Neugier und Leidenschaft lässt sich Connie auf das Spiel mit dem Feuer ein. Schon bald schildern sie einander ihre kühnsten Sex-Phantasien, was sie mit dem anderen gerne treiben würden und wie sehr sie die Vorstellung erregt.

Dann steht Mark eines Tages plötzlich vor ihr. Dass er spontan zur Konferenz in Köln reisen würde, hatte sie nicht gewusst, und als er ihr erklärt, bisher noch kein Hotelzimmer gebucht zu haben, lässt sie ihn für die kommenden zwei Wochen bei sich einziehen. Endlich können sie all das ausleben, was bisher nur in ihren Wunschträumen passierte, und Connie verliebt sich Hals über Kopf.

Entsprechend tief stürzt sie von ihrer rosa Wolke, als Mark von einem Abendessen mit Kollegen nicht nach Hause kommt, weder an sein Handy geht noch auf andere Weise erreichbar ist. Enttäuscht und wütend fragt sich Connie, ob all seine Liebesschwüre gelogen waren.


Die Autorin schreibt flüssig und sehr gefällig und schafft es, den Leser in die Handlung hineinzuziehen. Nun ist diese freilich nur ein Gerüst für die erotischen Szenen, die sich vom Flirtversuch über Chat-Sex bis zum verspielten Beischlaf in Connies Wohnung und in der Firma steigern. Aber immerhin hat sie sich, anders als so mancher Kollege oder manche Kollegin im Erotik-Genre, die Mühe gemacht, ihre Protagonisten mit einem nachvollziehbaren Umfeld zu versehen, das gleichzeitig eine Traumkulisse für schöne Karriere-Typen mit hohem Einkommen ist.

Connie und Mark arbeiten hart in Berufen, die ihnen Spaß machen. Tags verkörpern sie die seriösen, korrekten und sexuell unnahbaren Angestellten, doch privat sind sie wie ausgewechselt. Beide genießen große, luxuriös eingerichtete Wohnungen, edle Kleidung und bestes Essen, praktisch das Vorspiel zum deftigen Sex, zu dem auch die weibliche Ejakulation und dirty talking gehören, mit dem sich das Paar gegenseitig anfeuert, wenn „Haut an Haut“ (der Titel wird mehrfach in den Monologen/Gedanken von Connie wiederholt) reibt.

Die Szenen sind grafisch, aber sowohl die geschilderten Praktiken als auch die Wortwahl überschreiten gewisse Grenzen nicht, sodass hier bedenkenlos auch ein Publikum zugreifen kann, dass gern von einer traumhaften Romanze lesen möchte und weniger an derben und ausgefallenen Spielen interessiert ist.

Und wie es sich für eine Romanze gehört, gibt es eine unerwartete Wende, das große Glück zerbricht - und den Rest sollte man selbst lesen, wenngleich erfahrene Leser wohl gleich die richtige Vermutung haben dürften.

„Haut an Haut - Verbotene Gier“ ist ein romantischer Schmöker mit viel detailreichem Vanilla-Sex, sehr unterhaltsam geschrieben; gerade für jene, die es nicht so happig mögen, ideal!