Peter McLean: Priest of Bones - Der Kampf um den Rosenthron 1 (Buch)

Peter McLean
Priest of Bones
Der Kampf um den Rosenthron 1
(Priest of Bones. The War of the Rose Throne, 2018)
Übersetzung: Jochen Schwarzer
Hobbit Presse 2020, Paperback, 412 Seiten, 17,00 EUR, ISBN 978-3-608-96414-1 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Drei Jahre verbrachten sie im Auftrag der Königin in Abingon; sie hielten ihre Hälse für einen Krieg hin, dessen Grund sie nie verstanden, sie bluteten, marodierten und starben fern der Heimat. Jetzt ist der Krieg vorbei, gewonnen, wenn man den Aussagen der Offiziere glauben mag, und es geht zurück gen Heimat.

 Doch das Land ist gezeichnet. Erst das Ausheben des Heeres, das die besten der jungen Männer in fremde Gestade entführte, dann das Einbrechen der Wirtschaft, Missernten und schließlich die Pest sorgten dafür, dass die Überlebenden in ein krankes, ein siechendes Land zurückkehren.

Tomas Piety hatte einst das Maurerhandwerk gelernt, bevor er ins Schutzgeld-Geschäft seiner Familie eintrat. Das war, bevor er einberufen und auf dem Feld der Ehre zu kämpfen hatte. Inzwischen wurde er zum Priester unserer lieben Frau geweiht und kehrt mit seiner alten Mannschaft nach Hause zurück.

In Ellinburg sollte seine Tante Enaid eigentlich sein altes Geschäft während seiner dreijährigen Abwesenheit am Laufen halten, doch statt eine florierendes Schutzgeldwirtschaft, Herbergen und Bordelle findet er seine Tante zwangsweise im Kloster wieder, seine Unternehmungen unter neuer Leitung.

Das kann, das will und das wird er sich nicht bieten lassen. Die Pious Men sind wieder da - und er holt sich sein Eigentum zurück. Dass er dabei nicht nur auf seine Stellvertreterin Bloody Anne sondern auch auf den von der Göttin berührten Billy the Boy zurückgreifen kann, steht auf der Haben-Seite. Dass die Geheimagenten der Queen’s Men ihn rekrutieren, um gegen die von Norden das Land unterwandernden Aggressoren anzutreten, im Soll...

 

Was ist das für ein Roman, einmal mehr der Auftakt eines potentiellen Mehrteilers, den uns die Hobbit Presse hier anbietet?

Es geht um Söldner, um müde Krieger, die geschlagen aus einem mehr als verlustreichen Krieg in ihre Heimat, die sie nicht will und nicht brauchen kann, zurückkehren. Es geht um alte Seilschaften, auch um Ehre unter Ganoven - ein klein wenig hat das verklärte organisierte Verbrechen der 20er Jahre als Vorbild für die Pious Men gedient. Man kümmert sich um die Seinen - nicht nur für und wegen des Schutzgeldes, sondern auch weil man Verantwortung für seine Straßen übernommen hat.

Es kommt ein wenig Magie vor, es wird gekämpft, geblutet und gestorben - nur sind diese Kapitel eigentlich fast nicht wichtig.

Berührt haben mich stattdessen die Schilderungen der traumatisierten Männer und Frauen, die schwer an den Folgen der Gräuel, derer sie ansichtig wurden, die sie teilweise selbst verübten, zu tragen haben. Alle, auch unser Erzähler Tomas Piety, sind tief gezeichnet, verzweifelt und heimgesucht.

Und es sind die kleine Szenen, die mich als Leser anrühren. Etwa, wenn Tomas die Beichte abnimmt oder wenn er einen Kameraden, der sich bei den Pious Men nicht wohlfühlt, eine andere Arbeit verschafft, so dass dieser nicht auf der Straße zugrundegeht - das sind die Szenen, die die Lektüre prägen.

Am Horizont zeichnet sich die Invasion der Skanier, Sklavenhalter aus dem Norden, ab; die Queen’s Men spielen auch noch eine Rolle - hier muss man aber auf die weiteren Titel warten, um das große Ganze sehen und beurteilen zu können.

So bleibt als Fazit, dass Peter McLean einen Auftakt vorgelegt hat, der gerade durch und wegen seiner feinen Nuancen, seiner menschlichen Abgründe aus Schuld, Heimsuchung und Sühne beeindruckt und eine ganz andere Gritty-Fantasy-Lektüre offeriert, als erwartet.