Symbiote Spider-Man 1: Das Alien-Kostüm (Comic)
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- Veröffentlicht: Freitag, 07. Februar 2020 19:21

Symbiote Spider-Man 1
Das Alien-Kostüm
(Symbiote Spider-Man 1-5, 2019)
Autor: Peter Allen David
Titelbild: Greg Land
Zeichnungen: Greg Land, Iban Coello u.a.
Übersetzung: Michael Strittmatter
Panini, 2020, Paperback, 124 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-7416-1650-1
Rezension von Irene Salzmann
Von Mai 1984 bis April 1985 erschien bei Marvel das Crossover „Secret Wars“. Der mächtige, aber kindlich naive Beyonder entführte einige Helden und Schurken von der Erde nach Battleworld, einem von ihm geschaffenen Planeten in einer fernen Galaxie. Er stellte ihnen Alien-Technologie zur Verfügung und forderte sie auf, ihre Feinde umzubringen. Dem Sieger wollte er jeden Wunsch erfüllen.
Es folgten einige Sequels: „Secret Wars II“ (1986) und „Secret Wars III“ (1988), gefolgt von einer Mini-Serie (2010) mit dem Titel „Spider-Man & the Secret Wars“ sowie einem „Secret Wars“-Crossover (2015/2016), welches das Marvel-Universum neu ordnete. Die diversen „What If?“-Hefte sind nur wegen der Vollständigkeit zu erwähnen.
Im ersten „Secret Wars“-Event wurde das blau-rote Kostüm von Spider-Man/Peter Parker zerstört. Mit Hilfe des Equipments, das die Entführten auf Battleworld nutzen konnten, schuf er das schwarz-weiße, nicht ahnend, dass es sich, anders als bei dem Anzug der zweiten Spider-Woman/Julia Carpenter, um einen Symbionten handelt. Das erfährt der Leser erst im Laufe der Zeit, als Spider-Man beginnt, sich hin und wieder merkwürdig zu verhalten. Er redet nicht, kämpft mit ungewohnter Brutalität, unterscheidet nicht zwischen Freund und Feind. Tatsächlich ergreift das Kostüm Besitz von Peters schlafenden oder bewusstlosen Körper und stellt Dinge an, von denen der Wirt keine Ahnung hat.
Diese Abenteuer erschienen in Deutschland im Condor-Verlag, nicht unbedingt vollständig, teils um die eine oder andere Seite gekürzt und mit stark reduzierten Dialogen, insbesondere bei den Taschenbuch-Ausgaben.
Peter Allen David begibt sich mit „Symbiote Spider-Man“ in genau jene vergangene Ära, in der Peter mit dem neuen Kostüm zurück auf der Erde ist und noch nicht weiß, was genau er von Battleworld mitgebracht hat. Wovon er außerdem nichts ahnt, ist, dass sich seine Freundin Black Cat/Felicia Hardy von dem Schurken Kingpin zu Pech-Kräften verhelfen ließ, weil sie nicht länger Spider-Mans Schwachstelle sein wollte, sondern ihm jederzeit als zuverlässige Helferin zur Seite stehen möchte.
Darüberhinaus ist Peters Leben ein einziges Chaos, denn das Verhältnis zu seiner Tante May ist äußerst frostig, nachdem er scheinbar nie Zeit für sie hat, sein Studium aufgab und, und, und.
Viele Leser wird dieser Trip in die Vergangenheit freuen, denn sowohl das schwarze Kostüm (Kinofilm „Venom“) als auch Black Cat haben viele Fans, die sich stets auf ein Wiedersehen mit einem oder besser noch beiden freuen.
Was in der fünfteiligen, relativ in sich abgeschlossenen Story, die bei Panini als Paperback erschienen ist, erzählt wird, spielt vor der damals festgelegten Kulisse und ergänzt sie gelungen mit einigen zusätzlichen Details.
Zwischen Peter und Felicia beginnt es bereits zu kriseln. Erst lässt er sie stehen, weil sie kein Kostüm bei sich hat, um Jagd auf Mysterio zu machen; dann reagiert er unwirsch, als sie ihm rät, Tante May, die Felicia auf dem Friedhof kennengelernt hat, endlich die Wahrheit zu sagen über sein Doppelleben. Erneut zieht er sich von ihr zurück.
Diesen Moment nutzt Mysterio, um Black Cat zu erpressen. Er weiß von ihrem Deal mit dem Kingpin und droht, Spider-Man alles zu verraten, wenn sie ihm nicht eine Gewebeprobe des neuen Kostüms besorgt, durch das der Gegner plötzlich stärker ist als je zuvor. Widerwillig gibt Black Cat nach, weil sie Angst davor hat, wie ihr Freund auf diese Enthüllung reagieren würde.
Allerdings übernimmt das Kostüm Peters schlafenden Körper und folgt Mysterio samt der Probe zu einem Labor des Kingpin. Dort eskaliert die Situation, der kleine Teil des Symbionten verbindet sich mit Mysterio, und dank seiner neuen Stärke gelingt ihm die Flucht. Jetzt verlangt Mysterio auch nach dem Rest des Kostüms und lauert Spider-Man auf, ausgerechnet als dieser auf dem Weg ist, sich mit Tante May zu versöhnen. Im Kampf verliert er das Bewusstsein, und erneut übernimmt der Symbiont, offenbar mit dem Ziel, Mysterio zu töten.
Wer die Geschichte von damals kennt, weiß, wie sie ausging/schließlich ausgehen wird - Tante May, das schwarze Kostüm und Black Cat betreffend. Dieses Gerüst wird nun ausgeschmückt mit einigen Extra-Abenteuern, zusätzlicher Dramatik und Romantik, wofür damals nicht genug Raum war, denn die Geschichten wurden straffer erzählt mit weniger Charakter-Entwicklung und nebensächlich erscheinenden Details.
Der Autor macht einen guten Job, sich einerseits an die Kontinuität zu halten, andererseits neue Facetten einzufügen, die das Eigenleben des Symbionten, die darauf basierende Veränderung von Spider-Man und seine Wirkung auf Freund und Feind zu schildern (man erinnert sich hierbei auch an „Superior Spiderman“ von 2013/2014, als Dr. Octopus/Otto Octavius in Peters Körper steckte und gleichfalls dessen Umfeld durch sein arrogantes und brutales Verhalten irritierte).
Die Lektüre ist spannend und gefällt auch wegen der ansprechenden Illustrationen von Greg Land und seinen Kollegen.
All das macht Lust auf mehr „Symbiote Spider-Man“.