phantastisch! Ausgabe 77 (Magazin)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 06. Februar 2020 23:12

phantastisch! Ausgabe 77
Titelbild: Dirk Berger
Atlantis, 2020, Zeitschrift, 84 Seiten, 5,95 EUR (auch als PDF-Ausgabe erhältlich)
Rezension von Christel Scheja
Die 77. Ausgabe der „phantastisch!“ geht den eingeschlagenen Weg weiter und versucht wie immer eine bunte Mischung von Themen zu präsentieren, die abwechslungsreich sind, aber nicht den Trends des Mainstreams folgen. Dabei wird auch immer wieder an fast vergessene Klassiker erinnert.
Einer davon ist „Luc Orient“, einer französischen Albenreihe, die viele Leser noch kennen, wenn sie sich bereits in den 70ern und 80er für Science Fiction interessierten, doch ist der Held heute auch noch zeitgemäß oder eher ein Relikt? Seth Fried beklagt als Autor, dass viele Leser scheinbar die Güte eines Buches nach seiner Dicke bemessen, weitere Interviews werden mit Andreas Hartung und John Marrs geführt, die beide wieder einmal aus dem Nähkästchen plaudern.
Carsten Kuhr beklagt die Trauergeschichte des Steampunks in Deutschland und lässt dazu gerade die Autoren und Künstler zu Wort kommen, die sich intensiv mit dieser Spielart der Phantastik beschäftigt haben. Und auch „1984“, der Roman von George Orwell, wird genauer unter die Lupe genommen.
Dies sind nur einige der Themen, die diesmal in der „phantastisch!“ zu finden sind. Tatsächlich ist es den Machern diesmal gelungen, eine Zusammenstellung zu präsentieren, die auch ein wenig mehr auf Fantasy und Horror eingeht, obwohl die Science Fiction immer noch Hauptthema bleibt.
Interessant ist vor allem der Steampunk-Artikel, macht er doch deutlich, dass trotz einer regen Szene, das Genre eigentlich immer noch ein Schattendasein führt. Er versucht auch, den Gründen dafür auf den Grund zu kommen.
Seth Fried macht neben anderen Themen auch noch auf ein interessantes Phänomen aufmerksam. Tatsächlich wird man als altgedienter Leser, der noch viele dünne Bücher kennt. das Gefühl nicht los, dass Romane heute künstlich aufgeblasen werden, obwohl sie es gar nicht nötig hätten.
Interessant sind auch die Einblicke in die wechselvolle Veröffentlichungspolitik von „1984“, garniert mit der Tatsache, dass das Buch von George Orwell in der ehemaligen DDR sogar verboten war.
Die übliche Rubriken wie etwa Rezensionen, der Blick auf den Jugendbuchmarkt und die Seiten, die wichtige Ereignisse aus den letzten Monaten zusammenfassen, runden die Zeitschrift ab.
Thematisch etwas abwechslungsreicher kommt die 77. Ausgabe der „phantastisch!“ daher und bietet auch Vieles, was nicht direkt der Science Fiction zuzurechnen ist. Wie immer erweisen sich die Artikel und Interviews als sehr unterhaltsam aber gleichzeitig auch zum Nachdenken anregend, zumal sie auch Inhalte ansprechen, die eher außerhalb der Massenware zu finden sind. Es lohnt sich also, einen Blick zu riskieren.