Somali und der Gott des Waldes 2 (Comic)

Yako Gureishi
Somali und der Gott des Waldes 2
Übersetzung: Verena Maser
Cross Cult, 2019, Paperback, 176 Seiten, 10,00 EUR, ISBN 978-3-96433-244-8

Rezension von Christel Scheja

Auch im zweiten Band lädt „Somali und der Gott des Waldes“ den Leser in eine Welt ein, in der Menschen keine Rolle mehr spielen, weil die magischen Wesen die Erde für sich erobert und den Spieß umgedreht haben, denn Sterbliche werden nicht nur vertrieben sondern auch gejagt und gegessen. Deshalb erscheint es einem Golem umso wichtiger, ein ausgesetztes Menschenkind in Sicherheit zu bringen. Und deshalb verlässt er seinen Wald, um mit dem Kind zusammen eine neue Heimat zu suchen.

 

Die beiden müssen dabei eine ganze Menge beachten, denn so vorsichtig Somali auch ist, ihr Geheimnis kann leicht ans Licht kommen und der Golem muss Einiges tun, um das Verhängnis aufzuhalten. Immerhin zeigt die Begegnung mit einem Menschen auch, dass es durchaus möglich ist, seinen Platz zu behaupten. Er berichtet ihnen von einer Legende. Doch wo liegt dieses Dorf, in dem Menschen in Sicherheit leben können? In der Bibliothek im Dorf der Hexen versuchen die beiden Antworten zu finden, aber das ist schwerer als gedacht. Denn dazu müssten sie mit der Leiterin sprechen, zu der eigentlich niemand Fremdes gehen darf…


Weiter geht es mit der Serie, die ein ungewöhnliches Thema behandelt und dabei tatsächlich neutral bleibt, denn so sehr die Menschen in dieser neuen Welt auch Opfer sein mögen, sie bleiben auf ihre Art und Weise Täter, die nichts an sich heran lassen, was ihnen fremd ist, selbst wenn die magischen Wesen ihnen nichts tun wollen.

Das zeigt sehr eindrucksvoll die in der Geschichte eingebettete Erzählung einer Hexe, die tatsächlich den legendären Ort erreicht hat, an den der Golem Somali bringen will. Denn diese erlebt - gerade weil sie menschlich aussieht - erst einmal viel Freundschaft von den Einheimischen; aber als ihr Geheimnis ans Licht kommt, rettet ihr nur ein Umstand das Leben.

Das macht klar, wie viele Gedanken sich die Künstlerin bei der Gestaltung ihrer Welt gemacht hat und mit welcher Sorgfalt sie damit umgeht, denn die Handlung setzt wieder nicht auf Action, sondern auf die feine und warmherzige Ausgestaltung der Geheimnisse und Beziehung.

Märchenhaft aber auch ernst, schreitet die Geschichte voran und lehrt nicht nur dem Menschenkind und dem Golem mehr und mehr, auch der Leser bekommt ein facettenreicheres Bild der magischen Welt, die so ganz anders ist als viele vergleichbare Titel. Alles in allem macht der Manga noch mehr Spaß als vorher, weil hier nicht unbedingt das Ziel das Wichtigste ist, sondern mehr der Weg dahin - mit all den Erfahrungen, die die Helden sammeln können und wollen.

Die Figuren bleiben simpel gestrickt, dafür bleibt aber mehr Platz für das Anliegen, das die Künstlerin vermitteln will, denn gerade Somali zeigt, dass Menschen nicht schon mit Ängsten und Vorurteilen geboren werden, sondern diese erlernen.

„Somali und der Gott des Waldes“ ist eine liebevoll und warmherzig gestaltete Geschichte in der es vor allem um das Erkunden einer ganzen neuen magischen Welt geht. Durch die recht kindliche Erzählweise werden auch gleich jüngere Leserinnen und Leser mit eingebunden.