Mara Erlbach: Die Gabe des Winters (Buch)

Mara Erlbach
Die Gabe des Winters
Titelbild: Max Meinzold
Blanvalet, 2019, Paperback mit Klappenbroschur, 312 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-7341-6193-3 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Christel Scheja

Die 1982 geborene Mara Erlbach wolle eigentlich immer schon Autorin werden, studierte aber erst einmal Bibliothekswesen und Medienwissenschaften und arbeitete einige Jahre, bis sie sich dazu entschloss zu kündigen und unter einem anderen Namen mit Historischen Romanen Fuß zu fassen. „Die Gabe des Winters“ ist ihre erste Fantasy-Geschichte.


Das Leben in dem kleinen Dörfchen Pago ist nicht immer einfach, seit Lord Tarik die Macht über den Wald von Area in den Händen hält und mit harter Hand regiert. Früher haben die Menschen sich mit ihren ureigenen Gaben helfen können, aber seit dem Tag, an dem Lady Miriam starb, die die Gemahlin des Fürsten war, will der Schnee nicht mehr aus der Region weichen. Es gibt aber das Gerücht, dass derjenige, der es schafft, die Burg Tariks zu betreten, die „Gabe des Winters“ zu erlangen.

Bisher ist das keinem Mann aus der Dorfgemeinschaft gelungen, deshalb fasst die junge Nuria einen Plan. Doch anders als gedacht schließen sich schon bald die Tore der Burg hinter ihr und sie muss erkennen, dass der Hof von Lord Tarik weitaus gefährlicher ist als ihr bisheriges Leben und das Netz aus Intrigen und Lügen beginnt auch sie zu umgarnen und einzuschließen.


Ein wenig hat man schon den Eindruck, als würde sich die Autorin etwas an dem klassischen Kunstmärchen „Die Schöne und das Biest“ orientieren, denn auch hier steht ein tapferes junges Mädchen mit Träumen und Idealen für ihre Familie ein und ist dazu bereit, sich in das Schloss der Bestie zu begeben, um alle zu beschützen.

Lord Tarik mag zwar nicht äußerlich wie ein Monster wirken, scheint aber eine abgrundtief verdorbene Seele zu haben, die auch noch erkaltet ist, seit er seine geliebte Gemahlin verloren hat.

Auf den ersten Blick scheint alles zusammen zu passen und vor allem die Leserinnen anzulocken, die wieder einmal darauf warten, dass ihre Identifikation das Herz des „bösen Jungen“ erweicht und ihn trotz aller Widerstände für sich gewinnt.

Lange Zeit sieht es auch danach aus: Die Erwartungen der Leser werden erfüllt, je mehr sie nach und nach über die Vorgeschichte erfahren, über die Gründe, die Lord Tarik zu dem gemacht haben, was er jetzt ist.

Auch andere Figuren spielen dabei eine wichtige Rolle, sind sie doch der eigentliche Dreh- und Angelpunkte die die Handlung dann doch auch noch in eine ganz andere Richtung springen lassen.

Das ist das Spannende an der Geschichte, die zwar zunächst den Konventionen folgt, diese dann aber nach und nach aufbricht, ohne jedoch die Leserinnen zu verärgern, die doch noch nach einem Stück Romantik und Liebe suchen.

Die Charaktere sind schon ein wenig tiefgründiger als man am Anfang annimmt, erreichen aber nicht so ganz die Tiefe, die sie haben könnten. Denn trotz allem bedient sich die Autorin immer noch der archetypischen Rollen, auch wenn sie sie modernisiert hat.

Das tut dem Lesefluss aber keinen Abbruch - der Roman ist flott geschrieben und ohne Längen, die Handlung bietet immer wieder interessante Wendungen, die die Spannung erhalten und der Twist am Ende weiß zu gefallen.

Dazu kommt ein geerdetes Setting, in dem die Magie zwar eine wichtige Rolle spielt, aber nicht am Ende der einzige Weg ist, um das Dilemma zu retten; stattdessen wird sie sehr gezielt eingesetzt, um die Atmosphäre zu vertiefen und den Leser in diese mystische Welt zu entführen.

Daher lohnt es sich durchaus einen Blick in „Die Gabe des Winters“ zu werfen, denn der Roman nutzt zwar Klischees und bekannte Handlungsmuster, weiß diese sie aber sehr interessant zu ändern und damit immer wieder spannend aus den vorgegebenen Pfaden auszubrechen. Selbst Romantikerinnen kommen nicht zu kurz.