H. G. Wells 2: Der Krieg der Welten 1 (Comic)

H. G. Wells 2

Der Krieg der Welten 1
(La Guerre des Mondes, 2017)
Adaption: Dobbs
Titelbild und Zeichnungen: Vicente Cifuentes
Übersetzung: Tanja Krämling
Splitter, 2017, Hardcover, 56 Seiten, 15,80 EUR, ISBN 978-3-95839-503-9

Rezension von Elmar Huber

Mit Sorge beobachtet der Astronom Professor Ogilvy das gehäufte Aufkommen von Meteoriten, die aus Richtung Mars auf die Erde zusteuern. Als einer der Flugkörper ganz in der Nähe von Maybury einschlägt und Ogilvy den metallischen Zylinder inmitten des Kraters erblickt, glaubt der Wissenschaftler noch, dass mit dieser seiner Entdeckung sein Name in die Annalen der Astronomie eingeht.

Aus der Kapsel entsteigen jedoch riesenhafte, dreibeinige Maschinen, die alles im Umkreis mit Strahlenkanonen in Brand setzen. Ein junger Freund von Ogilvy wird Zeuge des Vorfalls und flieht nach Hause, um seine Familie zu Verwandten in Sicherheit zu bringen. Er selbst kehrt nach Maybury zurück und wird Zeuge, wie weitere marsianische Kampfmaschinen das Land verwüsten. Militärische Einheiten haben dem übergelegenen Feind nichts entgegenzusetzen, provisorische Lager für die Evakuierten werden zu Todesfallen.


„Der Krieg der Welten“ dürfte zumindest der kraftvollste unter den großen H.-G.-Wells-Klassikern sein. Nicht umsonst, da die Adaption des Romans in andere Medien immer wieder sehr gut funktioniert; die B- und C-Gurken von Asylum jetzt einmal außen vor gelassen. Von Orson Welles‘ ‚Skandal‘-Hörspiel - die Radiohörer hielten die fiktive Reportage über einen Angriff der Marsianier anno 1938 angeblich für echt, und es kam vor den Radios zur Massen-Panik - über die George-Pal-Filmproduktion von 1953 und einer TV-Serie (1988 bis 1990) bis zum Steven-Spielberg-Remake von 2005 reichen die Adaptionen des Originalstoffs. Sogar ein erfolgreiches Musical wurde aus dem Stoff gemacht; Jeff Waynes Titelsong „Eve of the War“ war 1978 ein veritabler Chart-Erfolg.

Nun liegt hierzulande die zweite H.-G.-Wells-Adaption von Dobbs („Scotland Yard“) vor. Der Autor hält mit der Adaption eng an der Vorlage, was bedeutet, dass die Landung und der Angriff der Marsianer schon relativ schnell erfolgen.

Nur einige knappe Szenen stellen den namenlosen Philosophen vor, der zur Hauptfigur der Geschichte wird. So richtig warm wird man mit dem jungen Mann in der kurzen Zeit leider nicht.

Für die Umsetzung des Romans sind dieses Mal gleich zwei Alben vorgesehen. Dennoch legt der Autor einen ordentlichen Galopp vor, der kaum Gelegenheit zum Innehalten und zur Verarbeitung des Gelesenen bietet. Es entsteht der Eindruck, dass Dobbs zwar unbedingt alle Elemente des Originals übernehmen wollte, gleichzeitig aber zu wenig Platz hatte, diesen auch in voller Bedeutung gerecht zu werden. Ein schönes Beispiel ist die Begegnung des Philosophen mit dem Geistlichen, die im Original eine kraft- und bedeutungsvolle (und sehr viel längere) Sequenz darstellt, hier aber null und nichtig ist. Mut zur Straffung, zum freieren Umgang mit der Vorlage und zur Definition eigener Schwerpunkte hätten nicht geschadet.

Als Zeichner fungiert diesmal Vicente Cifuentes, den fleißige Panini-Leser zum Beispiel von „Batgirl“, „Green Arrow“ oder Blackest Night/Brightest Day“ kennen. Meist, und hier auch, funktioniert es sehr gut, wenn solch dynamische Zeichner ein viktorianisches Setting kreieren. Die Zeichnungen sind sehr sauber und angenehm filigran geraten und überraschen mit ungewöhnlichen Perspektiven. Außerdem pflegt der Spanier auch hier sein Markenzeichen, die strudelartig verwirbelten Rauch- und Nebelschwaden.

Dobbs‘ Comic-Adaption bleibt eng an der Vorlage, geht aber nur wenig in die Tiefe. Das Konzept der wechselnden Künstler geht auf; Vicente Cifuentes liefert elegante und doch dynamische Bilder. (EH)